In Syrien gehen die Gefechte zwischen Regierungstruppen und Rebellen weiter. In den vergangenen 48 Stunden sollen erneut 2000 Menschen in die Türkei geflüchtet sein.
Die Kämpfe in Syrien nehmen kein Ende. Allein in den vergangenen Tagen sollen landesweit mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen sein. Eine Fluchtbewegung ist die Folge: Etwa 2000 Syrer sind in den vergangenen 48 Stunden in die Türkei geflohen, darunter zumeist Frauen und Kinder. Das berichtete das türkische Außenministerium am Mittwoch. Aktuell sollen sich mehr als 27.000 syrische Flüchtlinge in der Türkei aufhalten.
Die Flüchtlingszahlen dürften in den kommenden Tagen weiter ansteigen. Wie die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, zogen sich die Kämpfer der Freien Syrischen Armee in der Nacht auf Mittwoch aus den Ortschaften Zankufa, Dafil und Bakas zurück. Die Gegend in der Provinz Latakia steht seit vergangener Woche unter starkem Beschuss der Regierungstruppen, am Dienstag wurden drei Zivilisten getötet und Dutzende verletzt. Die Stadt Homs steht seit Mittwochmorgen erneut unter Beschuss der Regierungstruppen.
Laut der Beobachtungsstelle feuerten die Soldaten von Staatschef Bashar al-Assad dutzende Granaten auf das Stadtviertel Chalidie. In mehreren Vierteln gab es heftige Kämpfe zwischen Regierungssoldaten und Aufständischen. Mehrere Soldaten sowie ein Aufständischer seien getötet worden.
Kein Bürgerkrieg, aber „ernste Lage"
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sprach sich gegen eine ausländische Militärintervention in Syrien aus. Diese wäre "nicht der richtige Weg für Syrien", sagte Rasmussen am Mittwoch. Es gebe derzeit keine entsprechenden Pläne. Das Vorgehen der syrischen Sicherheitskräfte sei jedenfalls "skandalös", die Lage „sehr ernst".
Einen Bürgerkrieg "im rechtlichen Sinn" sieht Rasmussen nicht. "Aber wir haben grauenhafte Taten gesehen, die vom Regime und den loyalen Streitkräften begangen wurden, und ich verurteile diese Taten entschieden." Der Leiter der UN-Blauhelmmissionen, Herve Ladsous, hatte am Dienstag von einem Bürgerkrieg in Syrien gesprochen.
China, das bisher im UN-Sicherheitsrat gemeinsam mit Russland harte Strafmaßnahmen gegen Damaskus verhinderte, äußerte seine "tiefe Besorgnis" über die Lage in Syrien. Die Regierung in Peking hoffe, dass beide Konfliktparteien "alles in ihrer Macht stehende tun, um die Zivilisten zu schützen".
Spindelegger kritisiert "Kinder als Schutzschild"
Österreichs VP-Vizekanzler Michael Spindelegger zeigte sich am Mittwoch „zutiefst schockiert" über den jüngsten Bericht des UNO-Generalsekretärs zu Kindern und bewaffneten Konflikten. „Demnach werden Kinder in Syrien nicht nur schwer misshandelt und gefoltert, sondern das Regime setzt sie auch ganz bewusst als menschliche Schutzschilde ein", betonte Spindelegger.
"Wenige Tage nach den erschütternden Berichten über Massaker an Zivilisten in syrischen Städten ist dies ein weiterer Beweis, dass die Grenzen der Menschlichkeit in Syrien weit überschritten sind. Statt die Bevölkerung zu schützen, geht das syrische Regime immer rücksichtloser vor und hat offenbar keine Skrupel, selbst Kinder direkt anzugreifen", so der Vizekanzler.
(Ag.)