Der Verteidigungsminister will die Krypta und den Weiheraum am Wiener Burgtor zu einer Stätte des "würdigen Totengedenkes" machen - ohne Referenzen an das Nazi-Regime.
SP-Verteidigungsminister Norbert Darabos hat am Sonntag einen ersten symbolischen Akt zur Umgestaltung der Krypta am Wiener Burgtor gesetzt: Er hat den SS-Kriegsverbrecher Josef Vallaster aus einem der dort aufliegenden Totenbücher gestrichen. Bis zum Nationalfeiertag am 26. Oktober sollen Krypta und Weiheraum Stätten des "würdigen Totengedenkens" an die Weltkriegs-Gefallenen werden - ohne Referenzen an Kriegsverbrecher und das Nazi-Regime.
Dafür wurden die neun Totenbücher des Zweiten Weltkrieges dem Kriegsarchiv zur wissenschaftlichen Prüfung übergeben. Ein Großteil der Ausstellungs- und Erinnerungsstücke wurden entfernt - Kränze und Kranzschleifen, das elektronische Gedenkbuch von Gendarmerie und Polizei, Gedenktafeln von Vereinen, Auszeichnungen des St. Georgsordens und die Abbildung des Staatsvertrages. Die Vitrinen wurden abgebaut, ihr Inhalt wird zwischengelagert.
"Toter Soldat" wird untersucht
Die Marmor-Statue des "toten Soldaten" wird untersucht. Mit Röntgen- und Ultraschalltechnik sowie Knopflochkameras soll das Gerücht aufgeklärt werden, dass der Bildhauer Wilhelm Frass darin 1935 eine Hülse mit einer Nazi-Huldigungsschrift verstreckt hat.
Weiters hat Darabos einer Arbeitsgruppe unter Leitung der Militärhistorischen Denkmalkommission in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt und der Burghauptmannschaft den Auftrag erteilt, ein Konzept für ein neues, "würdiges" Gedenken zu erarbeiten. Dies sei "ein Schritt der fällig ist", betonte Darabos am Sonntag. Er richte sich nicht gegen das - "legitime" - Gedenken an die Kriegsgefallenen. Aber Referenzen an Kriegsverbrecher hätten "in einem würdigen Totengedenken nichts verloren". Damit will der Minister ein Zeichen setzen, "dass sich das offizielle Österreich seiner Vergangenheit stellt und mit der Geschichte korrekt umgeht".
Der erste von Darabos aus den Totenbüchern Gestrichene, Vallaster, war an den Nazi-Verbrechen. beteiligt. Der Vorarlberger war im Schloss Hartheim (Oberösterreich) mitverantwortlich für die Vergasung von 18.000 Behinderten. Im NS-Vernichtungslager im von den Nazis besetzten polnischen Sobibor war er an der Vernichtung von 250.000 Juden beteiligt. Dort wurde er 1943 bei einem Aufstand der KZ-Häftlinge erschlagen.
(APA)