Rio+20: "Haben die Verantwortung, nach vorne zu schauen"

Rio20 Haben Verantwortung nach
Rio20 Haben Verantwortung nach(c) AP (Silvia Izquierdo)
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Gastgeber Brasilien ist zuversichtlich, dass der UN-Gipfel Fortschritte bringen wird. Am Tagungsort kam es zu Protesten von jugendlichen Delegierten.

Trotz anhaltender Differenzen über die Abschlusserklärung des UN-Nachhaltigkeitsgipfels "Rio+20" rechnet Gastgeber Brasilien in "sehr wichtigen" Bereichen mit Fortschritten. Das gelte unter anderem für die Ziele zur nachhaltigen Entwicklung, an denen sich in den nächsten Jahrzehnten die internationale Zusammenarbeit ausrichten werde, sagte der brasilianische Koordinator Luiz Alberto Figueiredo Machado am Sonntag nach Beratungen über den Textentwurf in Rio de Janeiro.

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) hat die internationale Gemeinschaft aufgerufen, trotz Finanz- und Wirtschaftskrisen nicht im Kampf gegen den Hunger nachzulassen. Es könne global keine nachhaltige Entwicklung geben, wenn die Belange von fast einer Milliarde hungernder Menschen nicht berücksichtigt würden, sagte die WFP-Direktorin Ertharin Cousin.

Es gebe in vielen Ländern deutliche Fortschritte bei der Armuts- und Hungerbekämpfung. "Das reicht aber nicht. Mit einer wachsenden Weltbevölkerung, die 2030 vermutlich bei 8,0 und 2050 bei 9,5 Milliarden liegt, haben wir nicht den Luxus, nur zu reflektieren, was wir getan haben. Wir haben die Verantwortung, nach vorne zu schauen zu dem, was wir tun müssen", sagte Cousin der Nachrichtenagentur dpa am Montag in Rio.

Das UN-Millenniumsziel, Armut und Hunger bis 2015 zu halbieren, sei global noch nicht erfüllt. "Das ist auch in viel zu vielen Ländern der Subsahara-Region Afrikas der Fall." Mit Blick auf die "Rio+20"-Vorverhandlungen teile sie die Enttäuschung vieler Kritiker nicht. Sie sei durch die Gespräche vielmehr ermutigt, dass es gelingen könne, nachhaltige Entwicklung zu einem Meilenstein für ein Wohlergehen der gesamten Erdbevölkerung zu machen.

Appell an heimische Politiker

"Ernährungssicherheit muss ganz oben auf die Agenda", richtete Caritas-Präsident Franz Küberl seinen Appell an die heimischen Politiker, die an der UN-Umweltkonferenz teilnehmen werden. "Es wäre ein dramatisches Versagen globaler Politik, wenn die Konferenz in Rio nicht dafür genutzt würde." Vor allem Umweltminister Nikolaus Berlakovic und Staatssekretär Wolfgang Waldner ersuchte Küberl "alles dafür zu tun, dass das Menschenrecht auf Nahrung endlich Realität wird."

Am Tagungsort kam es zu Protesten von jugendlichen Delegierten. Sie kritisierten den Widerstand der G-77-Gruppe (Entwicklungsländer plus China) und der USA gegen Forderungen der Europäischen Union, einen Hohen Repräsentanten für zukünftige Generationen zu etablieren. Die EU-Delegation dringe zudem weiter auf die Aufwertung des UN-Umweltprogramms (UNEP) zur vollwertigen UNO-Agentur wie etwa die Weltgesundheitsorganisation (WHO), hieß es aus Teilnehmerkreisen.

(Ag.)

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