Licht in Wiens dunkles Kapitel

Missbrauchte Kinder: Die Untersuchungen der Wilheminenberg-Kommission gestalten sich zäh.

Ja, ja, der Datenschutz. Wenn eine Behörde heute einem Ansinnen nicht entsprechen will, fällt jedem E-Vertragsbediensteten sogleich das Zauberwort ein: Datenschutz. Klingt smarter als „Da könnt' ja jeder kommen“.

Gründe für Nicht-handeln-Wollen gibt es so viele wie Mitarbeiter im Wiener Rathaus (nur um ein völlig willkürliches Beispiel anzuführen): Antwort auf ein Begehr ist politisch nicht opportun, Kosten sind zu hoch, dem Mitarbeiter ist in der Amtsstube zu heiß, zu kalt, er hat zu wenig, zu viel geschlafen... Nicht nur Bürger Nobody macht einschlägige Erfahrungen. Selbst eine hochoffizielle, sogar von einem Stadtrat kreierte Kommission, die Jahrzehnte zurückliegende (sexuelle) Gewalt in Wiener Kinderheimen untersuchen soll, ist davor nicht gefeit. Da der Magistrat Personalakten nur zaudernd zur Verfügung stellt, verzögert sich ein Bericht der Wilheminenberg-Kommission. Ja, der Datenschutz!


dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2012)

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