Die Konferenz sei zu Ende, bevor sie begonnen hat, begründete der Umweltminister seine Absage. Der vorgelegte Entwurf für die Abschlusserklärung sei sehr dünn.
Umweltminister Nikolaus Berlakovich hat am Mittwoch überraschend seine Teilnahme am UN-Umweltgipfel "Rio+20" in Rio de Janeiro absagt. In einem Gespräch mit der "Presse" sagte ein enttäuschter Berlakovich: "Brasilien hat ein Abschlussdokument vorgelegt, es gibt keine weiteren Verhandlungen mehr - und zum Feiern fliege ich nicht hin. Die Konferenz ist zu Ende, bevor sie begonnen hat." (>> Zum Interview) Österreich ist trotzdem beim Umweltgipfel vertreten: durch Staatssekretär Wolfgang Waldner.
Es sei ein Gipfel der "vertanen Chancen", betonte Berlakovich. Auch dieses Mal seien in Vorbereitungsverhandlungen viele Probleme aufgetaucht. "Es ist schwieriger geworden mit den neuen Playern wie China, Indien, Südafrika, Brasilien, oder Mexiko: Die alte Weltordnung wird von einer neuen Weltordnung abgelöst. Umso wichtiger ist es, dass man auch neue Mechanismen findet", so der Minister.
"Verhandlungsführer sollten sich schämen"
Der hartumkämpfte Entwurf der Abschlusserklärung sei weit hinter den ohnehin geringen Erwartungen zurückgeblieben, meinte auch Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit. Er bezeichnete "Rio+20" als "Gipfel des Versagens".
"Unser Planet ist in einer schweren Umweltkrise, die Ozeane werden rücksichtslos ausgebeutet, alle drei Sekunden verhungert ein Mensch. Es ist erbärmlich, dass die Staatengemeinschaft darauf keine Antworten findet", bemängelte Egit fehlenden Willen und mangelnde Ambition. Der Text sei "ein totaler Misserfolg. Die Verhandlungsführer sollten sich schämen, so etwas zur Zukunft des Planeten vorzulegen", ärgerte sich WWF-Sprecher Franko Petri.
Entwurf "grün waschen"
Egit erwartet keine Änderungen mehr an der Beschlusstext-Vorlage. "Die Staats- und Regierungschefs werden in den kommenden drei Tagen versuchen, den Text 'grün zu waschen'. Außerdem werden einige Staaten versuchen, mit bilateralen Vereinbarungen über das Scheitern hinweg zu täuschen."
Die Europäische Union hat die Abschlusserklärung hingegen verteidigt. Es sei vielleicht nicht der beste Entwurf der Welt. "Aber es ist eine Vereinbarung für eine bessere Welt", sagte Ida Auken, die Umweltministerin Dänemarks, das die EU-Ratspräsidentschaft innehat. Die in dem Text vorgesehene Einrichtung eines ranghohen politischen Forums für nachhaltige Entwicklung sei sehr wichtig. Zudem enthalte der Entwurf ein Zehnjahresprogramm für nachhaltige Produktion und nachhaltigen Konsum.
(Ag./red.)