ifo: "Eurokrise steht vor der deutschen Haustür"

Eurokrise steht deutschen Haustuer
Eurokrise steht deutschen Haustuer(c) EPA (STEFAN SAUER)
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Der Konjunktur-Barometer fiel im Juni auf niedrigsten Wert seit Frühjahr 2010 Noch wird die aktuelle Geschäftslage besser beurteilt als die Aussichten.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist im Sog der Eurokrise so schlecht wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im Juni um 1,6 auf 105,3 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag mitteilte. Mit dem zweiten Rückgang in Folge sank das Barometer auf den niedrigsten Wert seit März 2010. Ökonomen hatten nur einen Rückgang auf 105,9 Punkte erwartet. "Die Euro-Krise schlägt jetzt voll durch", warnte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. "Sie steht quasi vor der Haustür."

Dabei passt es ins Bild, dass die 7000 befragten Manager die Aussichten für die kommenden sechs Monate schlechter einschätzen als zuletzt. Das Barometer fiel auf 97,3 Zähler von 100,8 Punkten. Dieser Index stieg auf 113,9 Punkte von 113,2 Zählern.

Investitionen werden zurückgestellt

Im Verarbeitenden Gewerbe gab der Geschäftsklimaindex erneut nach. Die Erwartungen an das Exportgeschäft wurden deutlich zurückgeschraubt. Am Bau und im Einzelhandel hellte sich die Stimmung etwas auf, im Großhandel trübte es sich hingegen ein. Die eskalierende Schuldenkrise in Spanien und Italien macht somit auch den deutschen Firmen zu schaffen: Die Privatwirtschaft ist hierzulande im Juni so stark geschrumpft wie während der weltweiten Finanzkrise vor drei Jahren nicht mehr, wie aus dem Markit-Einkaufsmanagerindex hervorgeht.

"Die Euro-Krise schlägt jetzt voll durch. Sie steht quasi vor der Haustür", sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe am Freitag. "Bisher ist es für Deutschland ja ganz gut gelaufen, wenn man mal von der kleinen Delle im Winter absieht." Doch das ändere sich nun. Die wirtschaftliche Dynamik werde sich weiter abschwächen. "Ich sehe im Moment noch keine Rezession, eher eine Delle im zweiten und dritten Quartal." Die Wirtschaftsleistung werde dann nur noch knapp über null Prozent liegen. In den ersten drei Monaten war sie noch überraschend stark um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal geklettert.

Die Daten des ifo-Index zeigten eine abwartende Haltung der Unternehmen. "Sie stellen Investitionen zurück und warten mit Einstellungen", so Wohlrabe.

Fußball-EM belebt einzelne Branchen

Entlastend wirkten der gefallene Öl-Preis und die dadurch wieder niedrigere Inflation. Die Fußball-Europameisterschaft sorgt zudem zumindest in einzelnen Branchen für eine Sonderkonjunktur: "Die Lage der Unterhaltungselektronik hat sich eindeutig verbessert." Dafür seien die Erwartungen hier wieder gefallen, schließlich sei das Turnier bald vorbei - und Fernseher dann wieder weniger gefragt.

(APA/Ag.)

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