Frauentag: Leben in der Männerwelt

Noch nie gab es so viele Staatsführerinnen - doch die Männerherrschaft bleibt unangefochten. Nur unter den sozial Schwachen ist das schwache Geschlecht stark: Armut und Arbeitslosigkeit sind weiblich.

Zuerst die guten Nachrich ten: Die Lebenserwartung von Frauen steigt stetig. Auch waren noch nie so viele verantwortungsvolle Ämter in Regierungen von Liberia über Finnland bis Chile in weiblicher Hand. Frauenrechte werden in vielen Nationen quer über den Globus gestärkt. Dennoch, die schlechten Nachrichten scheinen im 21. Jahrhundert - beinahe 100 Jahre nachdem der 1. Internationale Frauentag begangen wurde - noch immer zu überwiegen: Von Armut und Analphabetismus sind in erster Linie Frauen betroffen. Kindererziehung und Haushalt sind immer noch eine weibliche Domäne. Doch die meisten Probleme für Frauen liegen in den folgenden Lebensbereichen:

Arbeit und Armut. Unter den sozial Schwachen ist das schwache Geschlecht stark: Sowohl Armut als auch Arbeitslosigkeit sind überwiegend weiblich. Es sind vor allem Frauen, die in absoluter Armut leben. Insgesamt ist nur ein Prozent des weltweiten Eigentums in weiblichem Besitz. Trotzdem leisten Frauen zwei Drittel der globalen Arbeit - für weit weniger Geld als Männer. Doch überall auf der Welt sind fast ausschließlich Frauen für die Kinder- und Altenbetreuung zuständig.

Politik. Vom Ziel einer weltweiten Gleichstellung in der "Männer-Domäne" Politik ist die Realität weit entfernt: Der Anteil weiblicher Abgeordneter in nationalen Parlamenten ist auf 16,3 Prozent gestiegen. Schlusslicht sind die arabischen Staaten (8 Prozent), Weltspitze hingegen die Skandinavier (40 Prozent). Österreich liegt übrigens mit einer Politkerinnen-Quote von 32,7 Prozent im Vorderfeld. Weltweit stehen elf Frauen an der Regierungs- oder Staatsspitze. Die prominentesten: Angela Merkel (Deutschland), Helen Clark (Neuseeland) und Gloria Arroyo (Philippinen).

Bildung und Forschung. Marie Curie war eine Ausnahme, Ren©e Schröder ist eine: Frauen in der Forschung sind (nicht nur) in Österreich eindeutig unterrepräsentiert. Nur 14 Prozent der Universitätsprofessoren sind hierzulande weiblich. In der EU haben Frauen zwar einen guten Bildungsstandard, auch ist der Anteil an Studierenden hoch. Doch global sieht die Bildungslage düster aus. 550 Millionen Frauen haben nie lesen oder schreiben gelernt.

Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter und Namen: Genitalverstümmelung vor allem in afrikanischen Ländern; tätliche Gewalt in den eignen vier Wänden sowie seelischer Missbrauch, sehr oft vom eigenen Partner verübt. Weltweit wird alle 15 Sekunden einer Frau Gewalt angetan.

Gesundheit. Die gesundheitliche Situation hat sich in den letzten Jahrzehnten verbessert: Die Lebenserwartung ist auch in der Dritten Welt seit 1970 um 15 bis 20 Jahre gestiegen. Ein zunehmendes Problem für Frauen in Afrika ist Aids. 5,7 Millionen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren südlich der Sahara sind HIV-positiv - doppelt so viel wie Männer. Mehr als 200 Millionen Frauen habe keinen Zugang zu Verhütungsmitteln.

Trends. Während in Europa die Gleichstellung von Frauen und Männern mit der Einrichtung eines EU-Gender-Instituts vorangetrieben wird, kämpft Asien mit einem immer akuter werdenden Problem: Frauenmangel. Als Folge der Ein-Kind-Politik fehlen in China und anderen asiatischen Ländern mehr als 100 Millionen potenzielle Ehefrauen. Peking rechnet mit 40 Millionen frustrierten Junggesellen bis 2020.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.