Meinung: Französisches Desaster

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anchmal zählt der Ver such. Manchmal reicht der Wille zu Reformen, um eine Regierung in positivem Licht zu sehen. Im Falle Frankreichs ist derzeit nicht einmal ein bisschen Licht zu orten, bloß Schatten. Mit dem Rückzug der Arbeitsrechtreform haben sich Präsident Jacques Chirac und sein Premier Dominique de Villepin selbst desavouiert. Sie sind auf Grund einer plumpen und eindimensionalen Reformplanung an aufgebrachten Jugendlichen gescheitert. Sie haben bewiesen, dass sie diesen Staat zum einen nicht reformieren, zum anderen überhaupt nicht mehr regieren können.

Wie auch immer man zur Reform des Arbeitsrechts stehen mag. Es ist angesichts des zunehmenden Wettbewerbdrucks notwendig, flexiblere Arbeitsmodelle zu entwickeln. Aber wie glaubhaft kann eine Regierung den Rechtsschutz der künftigen Generation von Arbeitnehmern aufbrechen, wenn sie gleichzeitig den nationalen Wirtschaftsprotektionismus zum Hauptinhalt ihrer Politik erklärt hat? Die französische Führung hat die Jugend frustriert, statt ihr eine Vision zu geben. Sie hat ein Lebensmodell geschaffen, das auf Illusionen beruhte: Auf nationalen Betrieben etwa, die unter dem Schutzmantel der Regierung schalten und walten können. Jene Entschlackung, die sie der Jugend abverlangen wollten, hätten Chirac und Co. längst ihrer viel näher stehenden Klientel abverlangen müssen.

Frankreichs Führung hat das Land in eine Sackgasse geführt, aus der keine partiellen Reformen mehr herausführen. Sie steht - wo immer sie sich hinwendet - mit dem Rücken zur Wand. Weil sie sich über Jahre selbst in einem Bunker des Protektionismus eingemauert hat.

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