Am Tag nach dem rechtsextremen Anschlag steht die 240.000-Einwohner-Stadt Halle im ostdeutschen Sachsen-Anhalt unter Schock. Über den Attentäter werden indes immer mehr Details bekannt.
Igor beschließt, am Donnerstagvormittag zur Synagoge in seiner Heimatstadt Halle an der Saale zu fahren und seine Kippa zu tragen. Er tut das sonst nicht, der Integrationsarbeiter ist ein „eher säkular lebender Jude“, der nicht mehr zu Gottesdiensten geht, wie er zur „Presse“ sagt. Aber „in Zeiten wie diesen“ sei es geboten, die Kippa zu zeigen. Er meint: In Zeiten des Terrors und sich häufender Übergriffe auf Juden in Deutschland.
In der Hand hält der 28-Jährige eine Rose, so wie die vielen anderen, die diesen Tatort aufsuchen, auch Bundespräsident Steinmeier. Über die Gesichter legt sich eine Betroffenheit, wie man sie nur sieht, wenn etwas Fürchterliches passiert ist. Kaum jemand spricht ein Wort. Alle starren auf die Synagoge, auf die Tür, die Einschusslöcher aufweist und die ein Blutbad verhindert hat. Weil sie Neonazi Stephan B. nicht aufschießen konnte. Eine Frau legt vor dem Eingang eine Blume ab. „Verrückte Welt“, sagt sie.