Russland

In der Umklammerung des Kreml

Tatarisch-Unterricht trotz allem. Pawel Schmakow, unangepasster Direktor der „Sonne“-Schule, in Kasan.
Tatarisch-Unterricht trotz allem. Pawel Schmakow, unangepasster Direktor der „Sonne“-Schule, in Kasan.(c) Sommerbauer
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Die wohlhabende Teilrepublik Tatarstan hatte lange Jahre eine Sonderstellung innerhalb der Russischen Föderation. Doch politisch und kulturell verliert sie zusehends ihre Rechte.

Kasan. Dass Tatarstan eine ausgeprägte regionale Identität hat, zeigt nicht zuletzt das Museum der Geschichte der tatarischen Staatlichkeit. Die mit technischen Spielereien aufbereitete Ausstellung im weitläufigen Kasaner Kreml erzählt die Geschichte des tatarischen Volks samt ihres regionalen Herrschaftsbereichs. Die Schau ist nicht damit zu Ende, dass der russische Herrscher Iwan der Schreckliche Mitte des 16. Jahrhunderts den Tatarenstaat – das Khanat – eroberte. Auch im späten 20. Jahrhundert suchte man abermals nationale Eigenständigkeit. Die tatarische Nationalbewegung Anfang der 90er entschied sich per Vertrag zum Kompromiss mit dem Kreml. Um diesen Deal geht es heute wieder. Diesmal stehen die Vorzeichen schlecht für die Tataren-Republik.

„Tatarstan super gut“, lautete Anfang der Nullerjahre ein schriller Elektroclash-Hit der tatarischen Sängerin SuperAlisa. Die 800 Kilometer östlich von Moskau gelegene Republik gibt sich selbstbewusst und modern. Kasan ist Schauplatz sportlicher und kultureller Großevents wie der Fußball-WM. Die Republik ist eine Erfolgsgeschichte im heutigen Russland. Sie illustriert, dass sich Russlands Regionen entwickeln können, wenn sie Freiheiten haben. Dazu beigetragen haben die Gas- und Ölvorkommen, die das teilstaatliche Unternehmen Tatneft fördert. Dank eines Deals mit Moskau bleiben mehr Steuereinnahmen als anderswo vor Ort. Tatarstan gilt als „Donor“ im föderalen Budget. Die Republik unterhält eigene Vertretungen im Ausland. Das half beim Anwerben chinesischer und türkischer Investoren. Und das tatarische Oberhaupt darf sich – wie Wladimir Putin – Präsident nennen.

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