Mord in Gerasdorf

Die bizarre Selbst­bezichtigung vor Tschetscheniens Anführer

(c) APA/MATTHIAS LAUBER (MATTHIAS LAUBER)
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In einem grotesken Video erklären Angehörige von Mamichan U., selbst die Bluttat in Gerasdorf bei Wien in Auftrag gegeben zu haben – und entschuldigen sich bei Republikchef Kadyrow.

Einen Tag nach dem Begräbnis von Mamichan U. (Martin B.) in Wien ist am Mittwoch ein bizarrer Videoclip in sozialen Medien aufgetaucht. Die Protagonisten: U.s Familienangehörige aus dem tschetschenischen Dorf Mesker-Jurt. Die Botschaft: Sie selbst hätten die Bluttat an dem 43-Jährigen in Auftrag gegeben. „Wir haben ihn gestoppt . . . Wir mussten das tun“, sagt ein Verwandter.

Der tschetschenische Flüchtling und Blogger wurde vor knapp drei Wochen in Gerasdorf bei Wien von einem Landsmann erschossen. Zwei Männer befinden sich im Zusammenhang mit der Bluttat in U-Haft.

In dem dreiminütigen Video stehen mehrere männliche Familienmitglieder in einem Zimmer und sprechen nacheinander. Sie distanzieren sich von ihrem Angehörigen und nehmen die Verantwortung für den Mord an dem Kritiker von Republikchef Ramsan Kadyrow auf sich. Mamichan U. sei ein „Hund“, der in Europa gelebt habe. „Wir haben versucht, mit ihm in Kontakt zu treten und ihn aufzuhalten.“

Damit gemeint sind die Veröffentlichungen auf seinem Videoblog, in dem der Mann als „Ansor aus Wien“ den tschetschenischen Republikchef und seine Familie lautstark beschimpft hatte. U. habe seinen Angehörigen erklärt, dass er im Auftrag westlicher Geheimdienste handle und dies weiterhin tun müsse. Kadyrow hatte zuvor auf seinem Telegram-Kanal West-Geheimdienste beschuldigt, für das Mord-Komplott verantwortlich zu sein. Bei dem Republikchef Kadyrow und seiner Familie entschuldigten sich die Angehörigen ebenfalls.

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