Zwei Mediziner, die Alexej Nawalny nach seiner Vergiftung in der sibirischen Stadt Omsk behandelten, sind tot. Ein dritter war tagelang in einem Sumpfgebiet verschwunden. Hat es mit der umstrittenen Diagnose von damals zu tun?
Alexander Murachowskij war Oberarzt im Omsker Krankenhaus, als im August 2020 überraschend ein prominenter Patient eingeliefert wurde: Alexej Nawalny, der mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet worden war. Das stellten mehrere Labore später fest.
In Omsk aber wollten die Ärzte von einer Intoxikation nichts wissen. Man spielte die Sache herunter. In den Kabinetten gingen auffällig viele Vertreter der lokalen Sicherheitsorgane ein und aus – und Murachowskij übernahm (entsprechend instruiert) die Funktion des Sprechers. Nawalny sei nicht vergiftet worden, erklärte der stets nervös wirkende 49-Jährige mit der großen, eckigen Brille. Sein Zustand sei auf „Stoffwechselbeschwerden“ zurückzuführen. Murachowskij, gleichzeitig lokaler Abgeordneter der Kreml-Partei Einiges Russland, sprach sich auch gegen einen Krankentransport Nawalnys nach Deutschland aus. Später wurde der Transport dann doch von oberster Stelle genehmigt. Das Flugzeug mit Nawalny hob ab – und Omsk war bald wieder vergessen.