Die Kämpferinnen der YPJ halfen, das „Kalifat“ des Islamischen Staates zu besiegen. Jetzt stehen sie im Visier der türkischen Streitkräfte. Ein Lokalaugenschein.
Jiyan Tolhildan lächelt. Dann lehnt sie sich zurück und antwortet auf den türkischen Vorwurf, sie und ihre Kampfgefährtinnen seien „Terroristinnen“: „Die Türkei hat uns attackiert. Wir waren auf unserem Territorium, in unseren Häusern, als wir von den Türken angegriffen wurden. Also wer sind dann die Terroristen?“ Jiyan Tolhildan ist eine Kommandantin der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) im Nordosten Syriens. Und diese Einheiten stehen ganz oben auf der Liste der Kräfte, gegen die der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdoğan, nun mit einer neuen Militäroffensive im Norden Syriens vorgehen will.
Die Frauenverteidigungseinheiten haben Erfahrung im Krieg. „Seit neun Jahren bekämpfen wir terroristische Gruppen, erst Jabat al-Nusrah, später den Islamischen Staat“, berichtet Jiyan Tolhildan. „Tolhildan“ ist der Kampfname der Kommandantin. Das ist Kurdisch und bedeutet so viel wie „Vergeltung“.
Die Frauen der YPJ standen dem Islamischen Staat (IS) an vorderster Front gegenüber. 2014, als die IS-Jihadisten auf dem Vormarsch waren, fuhren die YPJ-Kämpferinnen noch auf Pick-ups mit alten, schweren russischen Maschinengewehren in die Schlacht. Und kurdische Kämpfer hatten Traktoren notdürftig mit Stahlplatten versehen, um zumindest etwas Schutz zu haben vor den Kugeln der Jihadisten.
Heute stehen am Parkplatz des YPJ-Stützpunktes in der Stadt Hasakah große gepanzerte Fahrzeuge. Die Frauen, die den Zugang bewachen, sind mit modernen westlichen Sturmgewehren bewaffnet. Sie tragen die schwarzen Uniformen der Antiterroreinheiten. Ihre Gesichter sind vermummt, unter den taktischen Schutzhelmen schauen lange geflochtene Zöpfe hervor.