Vom Ideal des EU-Bürgers, der Englisch und die Sprachen seiner Nachbarn beherrscht, ist die Union noch weit entfernt.
Wien. Die Frage des Umgangs mit der europäischen Amtssprache Englisch wird mit dem EU-Austritt Großbritanniens am 31. Oktober (sofern der Brexit nicht noch einmal verschoben wird) an Brisanz gewinnen. In den Institutionen der Europäischen Union ist Englisch die mit Abstand wichtigste Arbeitssprache, gefolgt von Französisch. Großbritanniens Abschied von der EU wird allerdings dazu führen, dass Englisch die Amtssprache von zwei vergleichsweise kleinen EU-Mitgliedsstaaten bleiben wird: von Malta (knapp 500.000 Einwohner) und der Republik Irland (knapp fünf Millionen Einwohner). Deutsch und Französisch werden aufgrund des relativen Gewichts Deutschlands und Frankreichs an Bedeutung gewinnen. So weit die Theorie.
In der Praxis führt an Englisch als Lingua franca der EU kein Weg vorbei. Das verdeutlichen Statistiken zum Fremdsprachenunterricht in den EU-Staaten, und das ist auch das erklärte Ziel der EU selbst. In ihrer langfristigen Strategie zum Spracherwerb, die die Europäische Kommission vor mittlerweile elf Jahren aus der Taufe gehoben hat, ist als langfristiges Ziel definiert, dass alle EU-Bürger zusätzlich zur Muttersprache in zwei weiteren Fremdsprachen kompetent sein sollen.