Das britische Hoheitsgebiet wird sukzessive zwischen zwei unterschiedlichen Systemen zerrissen. Schon jetzt kippt es Richtung Irland und EU.
Wien/Belfast. „Der Teufel liegt im Detail“, warnt Nordirlands ehemaliger Finanzminister Simon Hamilton in einer ersten Reaktion auf den Brexit-Deal im „Belfast Telegraph“. Was Großbritanniens Premierminister, Boris Johnson, und sein irischer Amtskollege Leo Varadkar als „faire Lösung“ verkaufen, hat für das britische Hoheitsgebiet im Norden der irischen Insel weit größere Auswirkungen, als bisher deutlich geworden ist.
Kein Wunder, dass die Vorsitzende der Democratic Unionist Party (DUP), Arlene Foster, um die Integrität Großbritanniens bangt. Sollte der Brexit-Deal Realität werden, ist eine sukzessive Loslösung Nordirlands vom Königreich wahrscheinlich. Denn das in Großbritannien mittlerweile mehr gelittene als geliebte Hoheitsgebiet würde sich dann noch stärker aus dem britischen Wirtschaftssystem herauslösen und dem EU-Binnenmarkt angliedern. Der Deal sieht derzeit vor, dass Waren aus Nordirland sowohl EU-Standards als auch britischem Reglement entsprechen müssen. Aktuell ist das kein Problem, weil es hierbei noch keine Unterschiede gibt. Doch was, wenn Großbritannien EU-Regeln nach und nach ausmistet, wie es die Tory-Regierung angekündigt hat? Dann wird auch die regulatorische Kluft ständig größer. Es werden immer mehr und umfassendere Kontrollen der Warenströme in den Häfen der Irischen See notwendig.