Kindergeld: „Eltern hängen in der Luft“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Familienministerin kritisiert die WGKK. Es gebe tausendfach „massive Bearbeitungsrückstände“.

Wien. Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) übt scharfe Kritik an der Wiener Gebietskrankenkasse: In einem Brief beklagt die Ministerin „massive Bearbeitungsrückstände“ beim Kinderbetreuungsgeld in mehreren tausend Fällen. Bei der WGKK weist man die Vorwürfe zurück. Diese seien „nicht korrekt“.

Im Ministerium seien Anrufe von Familien eingegangen, die „besorgt und irritiert“ seien, weil ihre Kindergeldanträge nicht bearbeitet würden und sie keine Rückmeldungen bekommen, so Karmasin. Üblicherweise dauere die Bearbeitung der Anträge durchschnittlich vier Wochen, in Wien seien es bis zu vier Monate. „Die hängen in der Luft“, die Eltern wüssten nicht, wann und in welcher Höhe sie das Kindergeld bekommen. „Für manche Familien ist das tatsächlich existenzbedrohend. Das können wir nicht tolerieren“, so Karmasin.

Bei einer Datenauswertung des Ministeriums aufgrund der Beschwerden seien die Vermutungen sogar übertroffen worden: Demnach bestehe mittlerweile „ein Rückstand von geschätzten 8000 bis 10.000 Kinderbetreuungsgeld-Fällen“. Bei einem Besuchstermin im Kundencenter habe das Ministerium eine „katastrophale Personalknappheit“ und „besorgniserregende Arbeitsbedingungen“ festgestellt. Es fehlten zwischen 17 und 20 Mitarbeiter. Dass die erhobenen Vorwürfe mit dem laufenden Wahlkampf zusammenhängen, weist Karmasin zurück.

„Stimmt nicht annähernd“

Bei der WGKK kann man die Aufregung nicht nachvollziehen: Dass 8000 bis 10.000 Fälle offen seien, „stimmt nicht einmal annähernd“, sagt Verwaltungsdirektorin Karin Zoufal. Vergangene Woche habe es weniger als 500 offene Neuanträge gegeben. Dazu könnten komplexere Fälle kommen. Personalprobleme räumt Zoufal durchaus ein. Dabei spiele die Umstellung auf das Kindergeldkonto, das 460 Varianten gebracht habe, eine große Rolle. Das sei nicht mit dem vorhandenen Personal zu bewältigen. Um den Rückstau zu bewältigen, werde nun jedenfalls eine „rasche Eingreiftruppe“ eingesetzt. Zudem werden sieben weitere Mitarbeiter eingeschult. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2017)

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