Persönliche Erfahrung und Karrieremotor

Im Rahmen von Erasmus+ stehen bis 2020 insgesamt 14,7 Milliarden Euro für Auslandsaufenthalte von Studenten, Lehrlingen und Lehrenden zur Verfügung.
Im Rahmen von Erasmus+ stehen bis 2020 insgesamt 14,7 Milliarden Euro für Auslandsaufenthalte von Studenten, Lehrlingen und Lehrenden zur Verfügung.OeAD
  • Drucken

In diesen Tagen stellen zahlreiche Hochschulen das weltweit größte Bildungsförderprogramm von Auslandsaufenthalten vor. Die Erfahrung aus inzwischen 35 Jahren zeigt: Mobilität befeuert die Karriere.

Durch die Auftritte und Vernetzung mit einer internationalen Musikszene bekomme ich eine ausgezeichnete Chance, als Sängerin Fuß zu fassen und meine im Studium erworbenen Fähigkeiten in der Realität anzuwenden.“ Florentina Finder hat am Vienna Music Institute (VMI) Gesang studiert und absolviert aktuell ein von Erasmus+ gefördertes und vom VMI initiiertes dreimonatiges Graduiertenpraktikum bei einer renommierten Musikagentur in den Niederlanden. Dort arbeitet sie als Promotion & Production Assistant: „Gerade nach einem Kunststudium kann eine derartige praktische Erfahrung in einer musikbezogenen Institution sehr zielführend sein, da es von Vorteil ist, als Künstlerin das eigene Business zu kennen.“

Komfortzone verlassen

Sich für ein oder zwei Auslandssemester oder ein Auslandspraktikum zu entscheiden, bedeute, die eigene Komfortzone zu verlassen und sich auf ein neues, meist auch andersprachliches Umfeld einzulassen. Dies erfordere Offenheit, Flexibilität, Kommunikationsfähigkeit und Eigeninitiative, sagt Martina Beer vom International Office des Vienna Music Institute: „Die Teilnahme am Programm Erasmus+ eröffnet unseren Studierenden die Möglichkeit, sich in einem anderen Kontext musikalisch und persönlich weiterzuentwickeln, Einblicke in länderspezifische Musik- und Kulturbetriebe zu gewinnen und internationale Netzwerke aufzubauen, die gerade für Musikschaffende von besonderer Bedeutung sind.“

114 Mio. Euro für Österreich

Die Nationalagentur Erasmus+ Bildung im Österreichischen Austauschdienst OeAD unterstützt die Hochschulen bei der Antragstellung. „Seit 2014 sind 114,26 Millionen Euro Fördermittel in den österreichischen Bildungsbereich geflossen. Damit konnten 2203 Projekte und 76.061 Auslandsaufenthalte gefördert werden. Allein im Jahr 2018 sind es 38,42 Millionen Euro. 18.436 Menschen aus Österreich lernen, lehren oder arbeiten in diesem Jahr im Ausland.

Die österreichischen Bildungsinstitutionen starteten heuer 479 neue länderübergreifende Projekte“, resümiert Geschäftsführer Stefan Zotti. Die größten Fördersummen zwischen 2014 und 2018 gingen an die Bundesländer Wien, Steiermark und Tirol. Und es ist für Zotti noch Luft nach oben: „Wir brauchen noch flexiblere Instrumente, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Studierenden – von der Vollzeitstudentin bis zum berufstätigen Teilzeitstudenten mit Familie – besser gerecht zu werden“, sagt der OeAD-Geschäftsführer.

Auch an der Fachhochschule St. Pölten ist man stets bemüht, mehr Studierende für das Erasmus-Programm zu begeistern. „Am 6. Dezember findet bei uns im Haus die ,Go international‘-Informationsveranstaltung zu Auslandsaufenthalten statt. Mit zahlreichen Vorträgen rund um das Themengebiet Auslandsstudium und Auslandspraktikum. Außerdem werden Vertreter von Partnerhochschulen vor Ort sein, um ihre Hochschule zu präsentieren“, erläutert Jürgen Hörmann, Leiter des International Office an der Fachhochschule St. Pölten.

Fit für interkulturelle Teams

Erasmus+ sei für Studierendenmobilität von entscheidender Bedeutung, ist Hörmann überzeugt: „Studierende, die einmal Zeit im Ausland verbracht haben, sind vielfach künftigen Auslandsaufenthalten gegenüber viel positiver eingestellt und haben ein besseres Verständnis für andere Kulturen. Das Arbeiten in dislozierten und interkulturellen Teams gehört in der modernen Arbeitswelt oft schon zum Alltag.“ Interkulturelle Erfahrung gesammelt zu haben und vor allem für die Sichtweise anderer europäischer Länder offen zu sein, sei ein wesentlicher Aspekt der demokratischen Bewusstseinsbildung innerhalb der Europäischen Union und bringe vielfach auch einen Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt mit sich, erklärt Hörmann den Nutzen des Austauschprogramms.

Nebeneffekt „Erasmus-Ehen“

„Mobil zu sein, ist nach der Rückkehr kein Tabu mehr“, sagt Sylvia Hahn, Vizerektorin für Internationale Beziehungen und Kommunikation an der Universität Salzburg. Und das nicht nur im Karrierekontext. „Im privaten Bereich sind die sogenannten Erasmus-Ehen mittlerweile legendär. Auch hier ergeben sich durch und nach dem Auslandsaufenthalt neue Perspektiven und Wege, die eingeschlagen werden.“ Doch der größte Vorteil eines Erasmus-Aufenthalts liege klar im beruflichen Bereich: „Für Unternehmen zählt Auslandserfahrung vielfach bereits zu den Rekrutierungsvoraussetzungen. Auslandsaufenthalte während des Studiums sind eindeutig Karrieremotoren“, ist die Salzburger Vizerektorin überzeugt.

INFORMATION

Erasmus im Zeitraffer:

• 1987 Erasmus startet mit 3244 Studierenden aus elf europäischen Ländern.

• 1992 In Österreich beginnt die Teilnahme am Erasmus-Programm mit 893 Studierenden.

• 2002 Europa feiert eine Million Erasmus-Studierende.

• 2014 Alle Mobilitätsprogramme im Jugend-, Bildungs- und Sportbereich werden unter dem Dach Erasmus+ versammelt: Bis Ende 2020 stehen im neuen EU-Programm europaweit 14,7 Milliarden Euro an Fördermitteln bereit.

Web:www.oead.at

https://erasmusplus.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.