Holz in- und auswendig kennen

Ob Innenraumgestaltung oder Konstruktion, Holz-Know-how ist immer gefragt.
Ob Innenraumgestaltung oder Konstruktion, Holz-Know-how ist immer gefragt.(c) Clemens Fabry
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Wer sich mit dem nachwachsenden Rohstoff beschäftigen will, dem stehen einschlägige HTL, Kollegs und Hochschulstudien zur Auswahl.

Anfang September vermeldete das AMS Kärnten, die dortige Arbeitslosigkeit in der Holzwirtschaft sei um knapp 22 Prozent gesunken. Der Beschäftigungsboom in dieser Branche liegt einerseits am steigenden Angebot an Arbeitsplätzen in der Holzwirtschaft, andererseits an den allgemein guten Wirtschaftsdaten, aber wohl auch an dem Angebot von gut ausgebildeten Fachkräften. Das sagt Peter Klammer, Studienkoordinator am Kolleg für Innenarchitektur und Holztechnik der HTL Villach. 40 Prozent der Absolventen sind weiblich. „In Unterrichtsgegenständen wie Innenraumgestaltung, Baukonstruktion oder Technologie erlernen sie die fachlichen Grundlagen, die in ausgiebigen Übungseinheiten bei Projektarbeiten umgesetzt werden. Praktischer Werkstättenunterricht rundet die Ausbildung ab“, sagt Klammer.

In Vorarlberg sieht man die steigenden Beschäftigungszahlen in diesem Sektor hauptsächlich in der steigenden Nachfrage bei Wohn- und Gewerbebauten. Die HTL Rankweil bietet in diesem Bereich ein Kolleg für Innenraumgestaltung und Holztechnik an. „Unsere Absolventen sind in der Planung und Berechnung des konstruktiven Holzbaus und in der Arbeitsvorbereitung für die Vorfertigung und für die Baustelle tätig“, sagt Peter Martin, Abteilungsvorstand für Bautechnik. Neben den theoretischen Fächern sei die Praxis gleichermaßen wichtig, als Unterricht in den Werkstätten wie auch als Ferialpraktikum. „In unserer Ausbildung finden computerunterstützte Rechen-, Zeichen- und sogenannte Abbundprogramme für Holzkonstruktionen genauso Anwendung wie das Arbeiten an der CNC-Fräse.“

Wer eine einschlägige Grundausbildung absolviert hat, setzt diesen Weg nicht selten an einer Hochschule fort. Und bringt damit frischen Wind in die Branche. „Dass die Arbeitslosenzahlen sinken, hat zwar schon mit der wirtschaftlichen Entwicklung zu tun. Andererseits beobachten wir einen Generationswechsel innerhalb der Fachkräfteschaft. Die Mitarbeiter der Babyboomer-Generation mit klassischem Holzwissen gehen langsam in Pension, es kommen Junge nach, die über ganz anderes Know-how verfügen. Vermischt sich beides, entsteht Spannendes“, berichtet Alexander Petutschnigg, Leiter des Studiengangs Holztechnologie und Holzbau an der FH Salzburg. Das dortige Studium hat drei Schwerpunkte. Die klassische Holztechnologie führt zu Jobs in der Schi- und Plattenindustrie, im Möbel- und Holzbau. Die zweite Vertiefung ist der Innenarchitektur gewidmet, die dritte dem Holzbau. „Dieser Zweig boomt, weil die technische Qualität extrem gut ist und viele Unternehmen ihr Wissen beim mehrgeschoßigen Holzbau inzwischen exportieren“, sagt Petutschnigg.

Viele Frauen als Umsteiger

Die Verteilung auf alle drei Schwerpunkte sei nahezu gleich, wobei „auffallend viele Frauen unser Studienangebot annehmen“. Nicht Maturantinnen, sondern Frauen, die bereits im Arbeitsleben stecken und aufgrund einer Berufsumorientierung ihren ursprünglichen Wunsch nach einer Karriere mit Holz wiederentdecken. An das Bachelorstudium Holztechnologie und Holzbau kann in Salzburg ein Master in Holztechnologie und Holzwirtschaft angehängt werden.

„Die Holzwirtschaft hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt, und in einigen Bereichen wie Sägetechnik, Holzleimbau und Holzbau insgesamt ist Österreich international Technologieführer. Etwa 30 Prozent der gesamten europäischen Spanplattenproduktion sind in Händen von österreichischen Firmen, die in ganz Europa Werke betreiben, aber das Headquarter und damit die technisch-wirtschaftliche Zentrale ist in Österreich“, erläutert Alfred Teischinger, fachlicher Studiengangsleiter des Bachelor-Studiengangs Holz- und Naturfasertechnologie der Universität für Bodenkultur. Auf Masterlevel kann man sich an der Universität für Bodenkultur im Studium Holztechnologie und Management sowie im Master Forstwissenschaften mit dem nachwachsenden Rohstoff auseinandersetzen.

Absolventen der Holzstudien seien jedenfalls national und international gefragt, sagt Teischinger: „Durch langfristige Kooperationsprogramme mit der Wirtschaft im Rahmen der Forschungsförderung und anderer Projekte betreiben wir an der Boku sowohl Grundlagenforschung wie auch vorwettbewerbliche angewandte Forschung in Kooperation mit den Partnerunternehmen.“ Die Studierenden seien mit Masterarbeiten und Dissertationen in diese Kooperationen eingebunden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2018)

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