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Wie Netflix und Co die Filmwelt erobern

Unser Fernsehverhalten haben sie bereits umgekrempelt, jetzt nehmen es die Streamingdienste auch mit Hollywood auf. Von Andrey Arnold und Katrin Nussmayr

Brad Pitt marschiert breitbeinig durch die Ankunftshalle des Kabuler Flughafens. Die Zähne fest zusammengebissen, der Blick starr gerade aus. Im Hintergrund eilen Männer in weißen Gewändern und Frauen mit Rollkoffern durch die Breitbild-Totale, man hört fetzige Gitarrenriffs, dann erscheint in großen weißen Lettern der Titel des Films: „War Machine“. Es ist das neueste Werk des Hollywoodstars, der hier Hauptdarsteller und Produzent ist. Im Kino wird es aber nicht zu sehen sein: Denn „War Machine“ ist eine Eigenproduktion des Streamingdienstes Netflix, der zunehmend in die Welt des Films drängt – und die Unterhaltungsbranche einmal mehr gehörig aufwirbeln könnte.

Die Fernsehwelt haben die Streamingdienste bereits erobert: Als Netflix begann, Serien von TV-Sendern zu lizensieren und staffelweise anzubieten, warfen ihm die Sender nach, was nur ging - immerhin konnten sie so mit bereits produziertem und im Fernsehen gezeigtem Material erneut Geld machen. Die wenigen Warnungen, dass sie sich damit ihr eigenes Grab schaufeln würden, ignorierten sie. Was, wenn Netflix als Anbieter zu stark würde? Was, wenn sich die Leute an das praktische Angebot, ganze Staffeln am Stück zu verschlingen, wann und wo sie wollen, gewöhnen würden und mit dem traditionellen Sendemodell – jede Woche eine neue Folge – nichts mehr anzufangen wüssten?

Heute ist das sogenannte Binge-Watching für viele die einzig wahre Art, Serien zu konsumieren – und Netflix und Amazon zählen zu den größten Playern im Unterhaltungsgeschäft. Jetzt nehmen sie es mit dem Film auf.

Mit welchen Waffen sie in den Kampf um die Vorherrschaft in Hollywood gehen, wie ihre Algorithmen unseren Filmgeschmack berechnen, wie sich unsere Sehgewohnheiten ändern und was das alles für den Film als Kunstform bedeuten könnte: Ein Dossier in sechs Kapiteln.


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