Kamine und Öfen

Designerfeuer, Energiespeicher, Selchgeruch

Pixabay
  • Drucken

Offene Feuerstelle, Kachel- oder Schwedenofen? Welche Öfen für welchen Zweck, welche Wohnung und welche Budgets erlaubt und sinnvoll sind.

Warm macht vieles, aber dass flackerndes, knisterndes Feuer eine ganz andere Faszination hat als ein Umluftherd oder eine Gasetagenheizung, zeigt sich im Sommer beim Grillen und im Winter beim Wunsch nach einer Feuerstelle. Seit Urzeiten vermittelt offenes Feuer das Gefühl von Sicherheit und sorgt für Entspannung: Der Blick in die Flammen und das Knistern der Scheite üben eine meditative Wirkung aus. Außerdem sieht es einfach gut aus und sorgt von der gemauerten Variante hinter dem Bärenfell bis zum hängenden Designer-Ofen für innenarchitektonische Highlights.

Knisternde Entspannung

Ehe es an die Entscheidung geht, welche Art von Feuerstelle es sein soll, muss geklärt werden, ob es einen entsprechenden Rauchfang im Haus gibt („Die Presse“-„Immobilien“ berichtete in der Vorwoche, siehe auch www.diepresse.com/Immobilien). Wenn ja, geht es um die Frage, wie groß dieser ist, denn „für einen Kachelofen reicht ein Querschnitt von 18 Zentimetern, während es für einen großen offenen Kamin 30 Zentimeter sein sollten“, umreißt Peter Kluhs, Wiener Innungsmeister der Hafner, Keramiker, Platten- und Fliesenleger, die Dimensionen. „Wobei es beispielsweise im Altbau auch Möglichkeiten gibt, zwei oder drei nebeneinanderliegende Kamine zusammenzulegen, um den nötigen Querschnitt zu erreichen.“ Bei größeren Anlagen empfiehlt es sich darüber hinaus auch, von einem Statiker abklären zu lassen, ob der Boden das Gewicht von Kachelofen oder Kamin überhaupt tragen kann. Sind diese Voraussetzungen geklärt, geht es um die Art des Heizens, den Stil und natürlich die Kosten, die mit der Feuerstelle verbunden sind.

Am einfachsten und meist auch am günstigsten ist der Kauf und Einbau eines geschlossenen Ofens – mit oder ohne Sichtfenster –, der vom Experten montiert und danach vom Rauchfangkehrer kontrolliert wird. Für einen offenen Kamin spricht vor allem die Tatsache, dass man so ungehindert in die Flammen schauen und den Scheitern beim Knistern zuhören kann – eine heiztechnisch sinnvolle Entscheidung ist der offene Feuerplatz dagegen nicht. „Ein offener Kamin ist eher ein Designerfeuer“, bringt es Kluhs auf den Punkt, „weil die Wärme nur so lang abgegeben wird, wie man auch einheizt, und auch nur dort, wo man es tut.“
Für diese Öfen sei sicher vor allem die Gemütlichkeit das Thema, weshalb sie beispielsweise auch in Hotellobbys so populär sind. Allerdings müsse man bei der Entscheidung für diese Variante ein paar Details bedenken, die gern übersehen würden, so der Innungsmeister: „Wenn Tiefdruck herrscht oder der Abzug nicht perfekt funktioniert, hat man tagelang einen Selchgeruch in der Wohnung.“

Allergikerfreundliche Wärme

Für einen Kachelofen sprechen dagegen viele heiztechnische Argumente, und auch in Sachen Entspannung geht hier einiges: Zum einen gibt es inzwischen durchaus Modelle mit Sichtfenstern, die das meditative Starren in die Flammen zumindest für eine Weile ermöglichen. Zum anderen hat der Kachelofen seine ganz eigenen Möglichkeiten, für Entspannung zu sorgen: So habe eine Studie der Versuchs- und Forschungsanstalt der Hafner jüngst belegt, dass Menschen am Kachelofen schneller entspannen und ihre Muskeln regenerieren können. Der Grund dafür liegt laut den Ergebnissen in der langwelligen Infrarotstrahlung, die vergleichbar mit der Sonnenstrahlung sei und in die tieferen Hautschichten eindringe.

Abgesehen vom persönlichen Wohlbefinden macht der Kachelofen aber auch aus heiztechnischen Gründen Sinn, wie Thomas Schiffert, Geschäftsführer des österreichischen Kachelofenverbandes, erklärt: „Nach dem Holzabbrand von ein bis zwei Stunden gibt der Kachelofen noch bis zu zwölf Stunden Wärme ab und kann damit zwei bis drei Räume beheizen.“ Und das mittels Strahlungswärme und nicht durch das Erwärmen der Luft, was beispielsweise für Allergiker durch den damit aufgewirbelten Staub häufig ein Problem darstellt. Ein Grund, warum der Kachelofen mittlerweile auch bei den Besitzern von Passivhäusern wieder an Beliebtheit gewinnt, liegt außerdem an der Art der „gefühlten“ Wärme. „Der Mensch benötigt eine wahrnehmbare Wärme“, erläutert Schiffert, „und wenn ich nach einem Schneesturm ins Haus komme, will ich nicht das Backrohr auf der Suche nach einer Wärmequelle aufdrehen.“ Dafür habe sich der Kachelofen als gute Lösung erwiesen; zumal die Möglichkeit, sich im Wortsinne an den Ofen anlehnen zu können, seit jeher einer der Gründe für seine Beliebtheit in Österreich ist. (sma)

Was ist was?

(Offener) Kamin: Ein Kamin befindet sich direkt in der Wand und ist mit dem Mauerwerk verbunden. Das Feuer brennt im sogenannten Feuerungsraum und erwärmt die direkte Umgebung so lang, wie man einheizt. Die Preise beginnen bei rund 7000 Euro und hängen stark davon ab, für welche Verkleidung man sich entscheidet. Edler Marmor kann leicht bis zu 40.000 Euro kosten.


Kaminofen: Ein Kamin- oder Schwedenofen steht oder hängt im Raum und ist über ein Rohr mit dem Rauchfang verbunden. Hier befindet sich das Feuer meist hinter eine Glaswand beziehungsweise –türe. Kleine Kaminöfen finden sich in Baumärkten schon um ein paar Hundert Euro und sind sicher die schnellste und günstigste Weise, an ein Holzfeuer in den eigenen vier Wänden zu kommen.

Kachelofen: Im Kachelofen heizt das Feuer „hinter verschlossenen Türen“ die Speicherelemente des Ofens auf, die die Wärme über einen Zeitraum von bis zu zwölf Stunden gleichmäßig abgeben. Kachelöfen können auch über mehrere Räume gehen, die alle damit beheizt werden können. Man sollte mit Preisen ab 10.000 Euro kalkulieren, auch wenn sich darunter Lösungen finden lassen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Warme Winterfreuden: Ofen mit Sichtfenster in Aktion.
Kamine und Öfen

Hingucker mit wärmender Funktion

Die Faszination gezähmten Feuers in Wohnräumen ist ungebrochen. Wann man Kaminöfen nachrüsten kann, was es kostet, was man braucht und wie es geht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.