So gehen die Parteien in die Wahl

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Die Erzählung der ÖVP liegt auf der Hand, die SPÖ will nicht in die Kurz-Falle tappen, die FPÖ setzt auf eine Doppelspitze, und die Liste Jetzt will zu den Grünen.

Die ÖVP wird im Wahlkampf ungefähr folgende Geschichte erzählen: Der rechtmäßige, beim Volk beliebte König wurde von finsteren Ränkeschmieden gestürzt. Nun begibt er sich unters Volk und sammelt dort Kräfte und Unterstützer. Und dann folgt im Herbst „Sebastian Kurz – die Rückkehr“. Kurz tourt nun tatsächlich durch die Lande, er ist bei der Freiwilligen Feuerwehr, im Pflegeheim, beim Biobauern. Jeder Abend endet in einem anderen Gasthaus. Dort steht er den Bürgern Rede und Antwort. So wird das die nächsten Wochen weitergehen. Der Intensivwahlkampf startet dann mit Anfang September. Das Feindbild der Kampagne dürfte sich bis dahin nicht ändern: Rot-Blau. Dass dies nur Taktik sei, bestreitet man in der ÖVP. Wenn sich Rot-Blau ausgehe, werde es Rot-Blau geben, so die türkise Stoßrichtung.


Christian Deutsch, der neue Wahlkampfleiter, soll diese Woche eine recht motivierende Rede in der SPÖ-Zentrale gehalten haben, um die Mitarbeiter nach dem Rückschlag bei der EU-Wahl und den internen Querelen wieder aufzurichten. Die Richtung wird sein: weg vom Kurz-Fokus, hin zu eigenen Themen. Und zu den Wählern. Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner geht im Sommer auf Bundesländertour, um sich dort als soziale Alternative zur türkis-blauen Regentschaft vorzustellen. Das Wahlprogramm ist gerade in Ausarbeitung und wird dem Bundesparteirat, dem kleinen Bundesparteitag, Mitte Juli in Wien zur Abstimmung vorgelegt. Wie auch die Bundesliste. Zunächst sind aber die Länder an der Reihe: Am Montag werden etwa die Landeslisten in Wien und Niederösterreich beschlossen.

14 Jahre lang war in der Partei alles auf ihn zugeschnitten. Selbst wenn er bei einer Wahl nicht kandidierte, war er auf den Plakaten zu sehen. Nun muss sich die FPÖ von Heinz-Christian Strache emanzipieren: Sie ersetzt den langjährigen Parteichef mit einer inoffiziellen Doppelspitze. Obmann Norbert Hofer wird sich die Termine im Wahlkampf, vor allem die Tour durch die Bundesländer, mit Klubchef Herbert Kickl teilen. Auch an den ersten Plakaten wird gearbeitet. Details sollen aber erst in der kommenden Woche feststehen. Die „Jetzt erst recht“-Stimmung nach dem Ibiza-Video soll bis September anhalten. Das funktioniert am besten, indem man sich als Opfer stilisiert.

„Eine Vision für Österreich: Von A wie Anstand bis Z wie Zukunft.“ Mit diesem Motto gehen die Neos in die Wahl. Im Zuge der Debatte um Parteienfinanzierung will die Partei im Parlament mit dem Thema Transparenz punkten. Im Wahlkampf kommen die Zukunftsthemen (Pensionen, Bildung, Gesundheit, Klimaschutz) hinzu. Die Kandidatenliste soll Anfang Juli stehen. Später könnte noch ein Überraschungskandidat als Bündnispartner dazukommen. Die Neos hoffen, enttäuschte Kurz-Wähler gewinnen zu können, und peilen ihr EU-Wahlergebnis (acht Prozent) auch bei der Nationalratswahl an.

Ein Prozentziel haben die Grünen nicht, obwohl sie nach der EU-Wahl (14 Prozent) durchaus optimistisch sein dürfen. „Nur nicht überheblich werden“, sagte Bundessprecher Werner Kogler, der am Freitag auch als Spitzenkandidat vorgestellt wurde. Man wolle einfach nur zurück in den Nationalrat. Gelingen soll das durch eine Rückholaktion „enttäuschter Christian-Kern-Wähler“. Und durch gezieltes Umwerben von „aufrechten Schwarzen und Christlich-Sozialen“. Letzteren könnte mit Quereinsteigern aus der Zivilgesellschaft – Kogler nannte die Caritas – ein Angebot gemacht werden. Inhaltlich setzen die Grünen auf ihre Klassiker: Gerechtigkeit, Antikorruption und – aktueller denn je – Klimaschutz. Eine Doppelspitze wie bei der EU-Wahl mit Sarah Wiener wird es nicht geben. Kogler nimmt sein EU-Mandat übrigens nicht an, für ihn rückt Monika Vana nach.

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