Rabl versprach als Spitzenkandidat, das „abgesandelte“ Zentrum zu sanieren. Er gewann.
Reportage

Wels – die blaue Modellstadt, die rot wählte

Andreas Rabl soll die FPÖ modernisieren. Ihm schwebt eine „rechtsbürgerliche“ Partei vor. Wie in Wels, wo er als freundlicher Nachbar mit harter Hand regiert. Bei der Wahl half das nicht, die FPÖ verlor stark. Zeit für einen Besuch.

Sollte man es beim Aussteigen aus dem Zug noch nicht gespürt haben, erinnert einen das Schild, das frontal vor dem Bahnhof steht, dass „Wels pulsiert!“ An diesem grauen Oktobertag ist das auf dem fast leeren Vorplatz schwer verifizierbar. Eine Pensionistin steht an der Bushaltestelle. Sie warte vier Monate im Welser Krankenhaus auf ihr MRT und bekomme nach 40 Jahren Arbeit 904 Euro Pension. Das habe sich unter dem FPÖ-Bürgermeister nicht geändert. „Für die kleinen Leute wird nicht viel getan, und in Wien kassieren's ab.“

Der angesprochene Bürgermeister Andreas Rabl weiß, welchen Imageschaden Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache angerichtet hat. Auch in Wels. Vor der Nationalratswahl, genauer der Spesenaffäre, glaubte Rabl nicht an den „prognostizierten Totalabsturz der FPÖ“. Es wurden in Wels 19,8 Prozent, ein Drittel der Wähler ging verloren. ÖVP und Grüne legten stark zu, die SPÖ hielt die Mehrheit. Kein schönes Ergebnis für Rabl, der 2015 gegen den SPÖ-Kandidaten auf der Gemeinedeebene hoch gewann und die Tradition im magischen Dreieck Linz-Wels-Steyr beendete: Seine Stadt wechselte als erste der drei roten Hochburgen seit dem Zweiten Weltkrieg die Farbe.

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