Kolumne "Führungsfehler". „Eine andere Sprache zu sprechen bedeutet, eine zweite Seele zu besitzen.“ Diesen Satz soll Karl der Große einmal gesagt haben. Der Mann hatte recht.
Der junge Controller war schüchtern. Richtig schüchtern. Sollte er die Monatszahlen präsentieren, bekam er kein Wort heraus. Mal wurde er krebsrot im Gesicht, mal leichenblass. Er stotterte mehr als dass er redete. Fachlich ist er ja gut, dachte der Finanzchef, aber leider ist er nicht präsentabel. Er würde sich nach einem vorzeigbaren Controller umschauen.
So kam es, dass unser Nachwuchstalent bei einem Start-up landete. Als CFO, dort wird man das schnell. Mit den Zahlen jonglierte er ohnehin virtuos und die Abstimmung mit seinen Vorstandskollegen bei Pizza und Kaffee war eher Spaß als Ernst. Richtig präsentieren musste er nicht. Vorerst nicht.
Bis zur nächsten Finanzierungsrunde. In London, ausgerechnet, sollte das Team mit seinem Businessplan pitchen, auf Englisch selbstverständlich.
Und siehe da: Auf Englisch parlierte unser Schüchti wie ein Wasserfall. Mit der Muttersprache hatte er alle Ängste abgelegt. Er erwies sich als souveräner, mitreißender Pitcher, der mühelos die Herzen der Investoren gewann.
Karl der Große hatte tatsächlich recht: Eine andere Sprache zu sprechen bedeutet, eine zweite Seele zu besitzen.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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