Musikverein: Trauermarsch zum Schaudern

Der russische Pianist Daniil Trifonow.
Der russische Pianist Daniil Trifonow.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der russische Pianist Daniil Trifonow begeisterte mit Klaviertrios von Schostakowitsch und Rachmaninow.

Kammermusik vom Allerfeinsten, noch dazu höchst anspruchsvolle, in der es um Tod, Abschied und Ehrerbietung geht: Daniil Trifonow, 28-jähriger Weltstar, scheint Herausforderungen zu brauchen. In der Vorwoche absolvierte er viermal das vierte Rachmaninow-Klavierkonzert, am Montag spielte er im ausverkauften Brahmssaal Klaviertrios von Schostakowitsch und Rachmaninow. Mit zwei fabelhaften Partnern, dem Geiger Sergei Dogadin und dem Cellisten Narek Hakhnazaryan, erreichte er Übereinstimmung im Zusammenspiel und Harmonie in der Interpretation, wie sie nur alle heiligen Zeiten zu erleben sind. Die drei atmeten, phrasierten und empfanden gemeinsam, als musizierten sie seit Jahrzehnten miteinander.

1944 war Schostakowitsch vom Tod seines 41-jährigen Freundes Iwan Sollertinski tief betroffen. Dieser, ein hochgebildeter Musikwissenschaftler, hatte sich als Erster in Russland für Gustav Mahler eingesetzt und Schostakowitsch in seiner Bedeutung als Stil-Individualist öffentlich unterstützt (das alles steht leider nicht im Programmheft). Dieser widmete sein zweites Klaviertrio in e-Moll dem Andenken Sollertinskis. Bereits der Beginn lässt erschaudern: ein Trauermarsch im Flageolett des Cellos. Im Jonglieren von Farben, Linien und Strukturen zeigt sich Schostakowitschs große Kunst. Nach einer Art Scherzo, das an Mahlers ironischen Ton erinnert, hebt ein bewegendes Largo an, das aus Variationen über einem Passacaglia-Gerüst gebaut ist.

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