Kulturpolitik

Eike Schmidt sagt als KHM-Direktor ab

Eike Schmidt (hier bei einer Pressekonferenz vor zwei Jahren in Wien) bleibt in Florenz.
Eike Schmidt (hier bei einer Pressekonferenz vor zwei Jahren in Wien) bleibt in Florenz.APA/HELMUT FOHRINGER
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Minister Schallenberg nennt Schmidts höchst kurzfristige Absage als Direktor des Kunsthistorischen Museums „unprofessionell und beispiellos“.

Es hätte ein personeller Coup sein sollen: Thomas Drozda, soeben als Bundesgeschäftsführer der SPÖ zurückgetreten, hatte noch in seiner Amtszeit als Kulturminister (2016/17) den deutschen Kunsthistoriker Eike Schmidt, Chef der Florentinischen Uffizien, als neuen Direktor des Kunsthistorischen Museums bestellt. Schmidt hätte bereits Anfang November als Nachfolger von Sabine Haag beginnen sollen. Nun sagte er kurzfristig telefonisch ab. Man kann davon ausgehen, dass die Italiener in letzter Sekunde ein neues – finanziell besser dotiertes – Angebot geschnürt haben, um Schmidt zu halten. Mit Erfolg.

Am Freitag soll es ein Treffen zwischen dem Minister und Schmidt geben. Es geht dabei möglicherweise auch um den „beträchtlichen finanziellen Schaden“ durch die plötzliche Absage (für Ausschreibung, Spesen etc.).

Haag führt das Museum weiter

Einstweilen quittiert Berufsdiplomat Schallenberg die Absage ziemlich deutlich und hörbar irritiert: „Die kurzfristige Absage ist höchst unprofessionell und eigentlich beispiellos. Das Kapitel Eike Schmidt ist damit abgeschlossen. Jetzt geht es darum, rasch für klare Verhältnisse zu sorgen. Deswegen habe ich die ehestmögliche Ausschreibung der wissenschaftlichen Geschäftsführung veranlasst.“ Der Minister hat Sabine Haag gebeten, das KHM weiterhin interimistisch zu führen. Sie hatte sich ursprünglich für eine Verlängerung ihres Vertrages interessiert, doch Drozda hatte ihr überraschend Eike Schmidt vorgezogen. Da dieser nicht gleich in Florenz abkömmlich war, berief Gernot Blümel, Drozdas Nachfolger als Kulturminister, Ende 2018 Sabine Haag zur interimistischen Leiterin des KHM. Gut möglich, dass sie nun dauerhaft zum Zug kommt.

Sabine Haag im Jänner 2019 am letzten Tag der Bruegel-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum.
Sabine Haag im Jänner 2019 am letzten Tag der Bruegel-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum.(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)

Bestellt wurde Schmidt 2017, von Anfang an gab es Gerüchte, er würde lieber in Florenz bleiben wollen. Deswegen betonte er vor rund einem Jahr gegenüber der APA: „Ich freue mich auf den Wechsel, ich bin schon jetzt mit den Kollegen in Wien, hauptsächlich telefonisch, in Verbindung. Zwischen den Uffizien und den Kaiserlichen Museen gab es immer schon enge Verbindungen. Mehrere Florentiner Werke sind im KHM ausgestellt.“ Damals sagte er aber schon, dass er nach seinem Wechsel nach Wien weiterhin Kontakte zu Florenz pflegen wolle, wo er seit November 2015 die Uffizien leitet. Familienangehörige seiner aus Mantua stammenden Frau lebten in Florenz. „Wien und Florenz sind mit einem einstündigen Flug erreichbar“, sagte er: „Ich kenne Wiener Unternehmer, die ein Haus in der Toskana besitzen, und viele Italiener, die in Wien arbeiten. Die Distanzen haben sich im 21. Jahrhundert drastisch verkürzt.“ Offenbar doch nicht so sehr.

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