Köhlmeier über Matt: "Ein Genie der Inspiration"

Es war einer der besonderen Momente Wiener Kulturpolitik. Als der scheidende SP-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny Gerald Matt späte Genugtuung verschaffte.

Es war schon einer der besonderen Momente der Wiener Kulturpolitik. Als sich der scheidende SP-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny für seine letzte Ehrung gerade Gerald Matt aussuchte, den er 2012, als die Angriffe gegen Matt immer heftiger wurden, nicht zu schützen wusste. Oder es nicht wollte. Oder wie auch immer. Jedenfalls: Mit der Weisheit von heute, im Rückblick also, sagte Mailath an diesem Mittwoch im Wiener Rathaus vor den versammelten Getreuen Matts, würde er manches anders tun. Und Matt würde das wohl auch, fügte er hinzu. Worauf kein Kommentar dazu von dessen Seite folgte. Sondern eine wunderbare, leidenschaftliche, voll Liebe dahinströmende Rede Michael Köhlmeiers. Eine Ode von einer Laudatio, wie sie wohl nur ein Vorarlberger für einen anderen halten kann und zwar in Wien.

Jedenfalls sei Matt für Köhlmeier ein "Genie der Inspiration", er habe ihm durch sein kultiviertes Auftreten - diese Hände! diese Anzüge! - gezeigt, was Schönheit, die Schönheit des Äußeren, eigentlich bezwecke: Eine Feier, eine Hochzeit des Zusammentreffens von Mensch und Welt. Durch sein Auftreten, durch seine Vermittlung von Kunst, habe sich Köhlmeier plötzlich selbst als etwas Besonderes wahrgenommen. Schön war das. Und dann erhoben sich die "grauen, nichtssagenden Spießer" und "kotzten ihr Gift aus". Köhlmeier erinnert sich an die Wut, die er hegte, als Matt 2011/12 von grünen Kulturpolitikern, allen voran Wolfgang Zinggl, den er namentlich allerdings nicht erwähnte, angegriffen wurde. "Aber jemand, der die Kunst so hasst, sollte hier keinen Platz bekommen", meinte der Laudator. Sie hätten damals nicht nur die Karriere seines Freundes zerstört, sondern wollten auch sein ganzes Leben zerstören. Und jetzt, Jahre später, nachdem der Oberste Gerichtshof die Hauptargumente gegen Matt als nicht haltbar sah, die Ehrung. Zu spät, zu früh, meinte Matt danach. Zu spät für die Freude seiner schon verstorbenen Eltern. Zu früh, um seinen noch kleinen Kindern zu imponieren. Gerade rechtzeitig jedenfalls, damit man "sich wieder in die Augen schauen könne", so Mailath. Großer Applaus, große Show, großes Klavierspiel von Bela Koreny und große Gästeschar (Michael Haneke, Eva Dichand, Josef Ostermayer, Hilde Hawlicek). Und Heidemarie Uhl, die Grande Dame der Zeithistoriker, wurde auch geehrt. Die sehr seriöse Rede hielt die Direktorin des Hauses der Geschichte, Monika Sommer - kein leichtes Los nach der heftigen Liebeserklärung eines Michael Köhlmeiers. Aber was ist schon leicht. 

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