Die Rache Johannes des Täufers

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++ HANDOUT ++ SCHLAFENDE RIESIN IM WIENER KRISTALLWELTEN STOREAPA/SWAROVSKI KRISTALLWELTEN
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Im Swarovski-Schaufenster auf der Kärntnerstraße liegt seit kurzem ein abgetrennter Frauenkopf. Muss das sein?

BRAZIL ARTS
BRAZIL ARTSAPA/EPA/ANTONIO LACERDA

Prinzipiell: Könnte man doch genug haben von abgeschlagenen Köpfen heutzutage. Vor allem muss man sie nicht als Marketing-Tools in Schaufenstern sehen. Auch nicht als plakative Kunstinstallation einer Modedesignerin, die anscheinend noch nie Ron Mueck gesehen hat. Das ist der englische Künstler, der für seine unglaublich lebensechten Nachbildungen menschlicher Köpfe und Körper berühmt ist und sie vor allem ebenfalls immer aus der Lebensgröße ins Irreale hinauskatapultiert.

Das tut also die niederländische Avantgarde-Modemacherin Iris van Herpen jetzt auch, für Swarovski, mit dem eigenen goldenen Schmuck besetzt, um den Hals, dessen weniger schöner Querschnitt verdeckt ist durch eine Flut von Rapunzel-Haar. So geht dieser 3-D-gescannte Riesinnenkopf als ein friedlich schlummernder durch, nicht als toter. Aber - anders als tot ist er so ganz ohne Körper ja auch nicht vorstellbar...

Was soll das also? Ist es die späte Rache des Johannes des Täufers, dessen Kopf einst von der schleiertanzenden Salome erfolgreich gefordert wurde? (Iris van Herpen war früher Ballett-Tänzerin, fällt einem dazu ein.) Oder haben die Häscher des Holofernes die Judith doch noch massakriert? Jedenfalls ist es doppelt seltsam, dass eine Frau diese martialische Geschichte jetzt umdreht. Oder man lässt diese lästigen Fragen einfach - und sagt, sie schläft ja nur. Den Ungeheuer gebärenden Schlaf der Vernunft anscheinend. 

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