Netflix beugt sich saudischem Druck

US-Komiker Hasan Minhaj
US-Komiker Hasan Minhaj APA/AFP/GETTY IMAGES/JESSE GRANT
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Eine Satire-Show über Saudiarabien und den Mord an Jamal Khashoggi gefiel den saudischen Machthabern nicht: Netflix nahm sie dort nun aus dem Programm.

Es ist eine Mischung aus Unterricht, Satire und popkulturellen Verweisen, die der US-Komiker Hasan Minhaj in seiner Netflix-Sendung „Patriot Act“ präsentiert: Woche für Woche kombiniert er da den satirischen Aufklärungswillen amerikanischer Late-Night-Shows (er selbst wurde in der von Trevor Noah groß) mit dem Gestus von Stand-up-Comedy und referiert je ca. 25 Minuten lang über Themen aller Art – von Amazon bis zur Luxus-Streetware-Marke Supreme.

Eine Folge über Saudiarabien hat dem dortigen Königshaus offenbar nicht gefallen: Der Streamingdienst Netflix beugte sich dem Druck und nahm die Folge am Dienstag dort aus dem Programm. Ein Schritt, den Menschenrechtler kritisieren: „Netflix' Behauptung, die künstlerische Freiheit zu unterstützen, bedeutet nichts, wenn es sich den Forderungen von Regierungsbeamten beugt, die keine Freiheit für ihre Bürger wollen“, schrieb die Leiterin der Nahost- und Afrika-Abteilung von Human Rights Watch, Sarah Leah Whitson, auf Twitter. Eine Netflix-Sprecherin erklärte: „Wir unterstützen mit Nachdruck weltweit die künstlerische Freiheit und haben die Folge nur in Saudiarabien zurückgezogen, nachdem wir eine rechtskräftige Aufforderung erhalten haben“ – zur Befolgung der örtlichen Gesetze. Laut einer Erklärung des Informationsministeriums in Riad handle es sich um ein Gesetz gegen Cyber-Kriminalität, demzufolge u. a. Produktionen strafbar seien, die die öffentliche Ordnung, Moral und religiöse Werte verletzen.

Witze über Khashoggi-Mord

Der 33-jährige Minhaj geht in der Folge, die Ende Oktober erschien, auf die Beziehung der USA zu Saudiarabien sowie Riads Militäreinsatz im Jemen ein und widmet sich insbesondere der Ermordung des saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul: Der Regierungskritiker war am 2. Oktober im Konsulat seines Landes in Istanbul von saudiarabischen Agenten getötet worden. Die Tötung hatte weltweit für Aufsehen und diplomatische Verwerfungen gesorgt. Der US-Senat bezeichnete in einer Resolution den saudiarabischen Kronprinzen Mohammed als „verantwortlich für den Mord“; dieser bestreitet eine Verwicklung.

Minhaj zieht unter anderem darüber her, wie sich die offizielle saudische Version über die Vorgänge im Lauf der Zeit entwickelt habe: „Sie sagten, er habe das Konsulat wohlauf verlassen, dann verwendeten sie ein Körper-Double, um es so aussehen zu lassen, als sei er am Leben. An einem Punkt sagten sie, er wäre in einem Faustkampf gestorben, Jackie-Chan-Style. Sie brachten so viele Erklärungen. Die einzige, die sie nicht brachten, war, dass Khashoggi bei einem Free-Solo-Kletterunfall gestorben wäre.“

Minhaj selbst hat zur Löschung seiner Sendung noch nicht Stellung genommen. Anderswo auf der Welt ist die Folge weiterhin auf Netflix verfügbar – Seher in Saudiarabien finden sie immerhin auf Youtube. (APA/kanu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2019)

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