Schwacher Start für die neue "Vorstadtweiber"-Staffel

Oh Schreck, ein Blutfleck. Waltraud (Maria Köstlinger), Caro (Marina Ebm) und Nicola (Nina Proll) werden überraschend zum Putzen eingeteilt.
Oh Schreck, ein Blutfleck. Waltraud (Maria Köstlinger), Caro (Marina Ebm) und Nicola (Nina Proll) werden überraschend zum Putzen eingeteilt. ORF/
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Episodenrückschau, Folge 31. Sie sind wieder da! Die vierte Staffel des ORF-Hits begann trotz Leiche irgendwie mau und mit der schlechtesten Quote seit es die Serie gibt.

Spoiler: Wir verraten im Folgenden Teile der ersten Folge von Staffel 4.

Nach eineinhalbjähriger Pause sind sie zurück, die Vorstadtweiber Caro, Nicoletta, Waltraud und Vanessa. Und mit ihnen ist auch das mediale Grundrauschen um die erfolgreichste fiktionale ORF-Produktion seit vielen Jahren unüberhörbar laut geworden. Die Hauptdarstellerinnen gaben und geben seit Tagen Interviews am laufenden Band, Philipp Hochmair schwärmte erst am Sonntag im Ö3-"Frühstück bei mir" ausführlichst von der Arbeit an der Serie. Dabei hat seine Figur des Joachim Schnitzler in der neuen Staffel nur einen kleinen Part, denn der wahnsinnig gewordene Politiker sitzt bekanntlich im Gefängnis.

Kurz gesagt: Die Vorfreude war groß beim ORF, den Machern der Serie und so manchen Medien. Doch die Erwartungen wurden nicht erfüllt. Die Serie geht kraft- und lustlos in die neue, vierte Staffel. Da können auch die bunten Trainingsanzüge von Caro (Martina Ebm), Nicoletta (Nina Proll) und Waltraud (Maria Köstlinger) nichts mehr ändern. Wir sehen Rückblenden, die uns an die Folgen der vergangenen vier Jahre erinnern sollen. Ja, so lange gibt es die von Ulli Brée geschriebenen und von Harald Sicheritz und in der neuen Staffel erstmals auch von Miriam Unger inszenierte Serie rund um die eher arbeitsfaulen, aber an Geld und männlicher Begleitung interessierten Frauen aus der Wiener Vorstadt bereits. Und sie sind so skrupellos wie eh und je, geben aber wenigstens nicht vor, etwas anderes zu sein.

Kurze Schreckminute

Nach einer ersten, wenngleich sehr kurzen Schreckminute wird klar, dass Waltraud den Vater ihrer Tochter Fini nicht umgebracht hat. Simon (Johannes Nussbaum) lebt, ist aber mit dem Kind abgehaut. Eine Leiche gibt es trotzdem, die wird dann durch die halbe Stadt gefahren und doch nicht so beseitigt wie vereinbart. Irgendwie hat der Milo Albertin (Murathan Muslu) damit zu tun, der jetzt mit Caro zwar Bett und Wohnung, nicht aber seine Geheimnisse teilt. Es treten zwar einige neue Figuren auf, darunter Nicolas Vater (gespielt von Karl Fischer) und eben die Leiche, die eindeutig nach Miguel Herz-Kestranek aussieht. Irgendwas war mit dem in der letzten Staffel, aber was genau, haben wir vergessen. Dafür vermissen wir sehr schnell Figuren wie Maria (Gerti Drassl ist ausgestiegen), Oma Anna (Gertraud Roll) und die gesamte Familie Pudschedl (Jörg hat als Streifenpolizist einen kurzen Auftritt).

Wenn die Handlung so mau ist wie in dieser Folge, die besten Schauspieler fehlen, dann werden die Schwächen der Monologe und so mancher „Weisheiten" der Protagonisten besonders deutlich. Da sagt nach der gemeinsamen Waterspinning-Stunde die eine Freundin zur anderen über den aktuellen Mann der dritten: "Selbst wenn er fremdgeht, er ist trotzdem reich. Wo ist das Problem?“ Da sagen Männer zu Frauen: „Was geht in deinem süßen, kleinen Kopf vor?“ Da wird postuliert, dass „nirgends so viel über Sex geredet“ wird wie in der Vorstadt, von Menschen, die keinen haben. „Ich bin vor kurzem schwach geworden in einem schwachen Moment“, sagt Waltraud zu Hadi (Bernhard Schir) und der antwortet: „Gehörst ja auch zum schwachen Geschlecht“.

Schwer ertägliches Retrobild der Geschlechter

Wie schon oft gesagt und zurecht kritisiert, wird hier ein teils wirklich schwer erträgliches Frauen- und übrigens auch Männerbild verbreitet. Das war in früheren Folgen schon mal weniger. Und bisher konnte man den Retroschmäh dank zwischendurch aufblitzender humoriger Dialoge und der Schauspielkunst einiger Ensemblemitglieder aushalten. In der ersten Folge der neuen Staffel gelingt das nicht. Am härstesten sind eigentlich die Witze und Bemerkungen zum Schnorren, etwa wenn Hadi Waltraud fragt, wie sie ein geplantes neues Haus finanzieren will und sie sagt darauf nur lapidar: „So wie immer. Gar nicht.“ 

Enttäuschend sind auch die Zuseherzahlen für eine Serie, die zu ihren Bestzeiten über 900.000 Zuseher sahen: Mit 610.000 Menschen fährt der Staffelauftakt die schlechteste Quote seit Serienbeginn ein. Da geht in jeder Hinsicht noch mehr.

>> Die aktuelle Folge ist sieben Tage in der ORF TVthek abrufbar.

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