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„ZiB 2" als Oppositionssendung? Wrabetz verneint

Wer tritt gegen Alexander Wrabetz an?
Wer tritt gegen Alexander Wrabetz an?(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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Dem Eindruck mancher Beobachter, dass sich die „ZiB 1" zur Regierungssendung und die „ZiB 2" zur Oppositionssendung entwickelt habe, widersprach Alexander Wrabetz.

In der Zeit vor der ORF-Wahl stehen vor allem die Nachrichtensendungen unter besonderer Beobachtung. Vonseiten der Zuseher und auch vonseiten der Journalisten beim Rundfunk gibt es vermehrt Kritik oder Stellungnahmen, wie man etwa am Beispiel des Bundestags der Jungen Volkspartei sehen konnte, der in der Mediathek des ORF per Livestream übertragen wurde, was zu einer lebhaften Diskussion um den "Eindruck politischer Wunscherfüllung“ geführt hatte.

Wobei der ORF freilich viele Nachrichtensendungen hat, die sich in der Tonalität auch oft voneinander unterschieden. Weshalb sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz nun in einem Interview mit der APA mit der Frage konfrontiert sah, wie er denn den Eindruck eines Teils der Bevölkerung einschätze, dass sich die „ZiB1" zur Regierungssendung und die „ZiB 2" zur Oppositionssendung entwickelt habe.

Wrabetz antwortete, dies würde nicht den Tatsachen entsprechen: "Man sieht auch bei der „ZiB 2", dass Oppositionspolitiker hart interviewt werden und in der „ZiB 1" unangenehm über die Regierung berichtet wird."

Wrabetz rechnet mit Mehrheit im Stiftungsrat

Der amtierende Generaldirektor hat bisher als einziger seine Kandidatur für die ORF-Wahl im August bekannt gegeben. Am Mittwoch hat der Stiftungsrat offiziell die Suche gestartet, Bewerbungen müssen bis 28. Juli beim Vorsitzenden des Stiftungsrats, Norbert Steger einlangen. Verhandelt und entschieden wird freilich hinter den Kulissen – vor allem von und mit der ÖVP, die die Wahl aufgrund der bürgerlichen Mehrheit im Stiftungsrat entscheiden kann.

Wrabetz, dem oft SPÖ-Nahe nachgesagt wurde, sieht seine Chance für eine Wiederwahl trotzdem intakt. "Ich bin zuversichtlich, dass ich eine Mehrheit haben werde", sagte er. Tritt das ein, möchte er Managerinnen für digitalen und kulturellen Change installieren und den Frauenanteil in den Landesdirektionen erhöhen. Eine zuletzt für Herbst 2022 in Aussicht gestellte ORF-Gesetzesnovelle komme zu spät. 

"Ich hoffe, dass angesichts der derzeitigen Diskussionen um Postenbesetzungen im Land eine Sachentscheidung getroffen wird - nicht nach 'Freundeskreislinien' und nicht in Abstimmung mit der Politik", zeigte sich Wrabetz optimistisch. Der Vorsitzende des ORF-Redakteursrats Dieter Bornemann erachtete diese Vorstellung bei der Verleihung der Concordia-Preise am Montagabend als realitätsfremd. Nicht die besten Ideen seien entscheidend dafür, wer im ORF-Chefsessel sitze, sondern Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). 

Sein Verhältnis zu Kurz beschreibt Wrabetz als "ganz normale, professionelle Zusammenarbeit", die im vergangenen Jahr "etwas intensiver ausgefallen ist, weil es darum ging, das Land medial gut durch die Pandemie zu führen".

Zahlreiche Führungspositionen im Newsroom

Unabhängig von seiner Wiederwahl wird Wrabetz "rasch nach der Geschäftsführerwahl" die zahlreichen Führungspositionen für den im Entstehen begriffenen multimedialen Newsroom besetzen. Auch hier strebt er einen 50-prozentigen Frauenanteil an, wobei er nicht auf politische Farbenlehre achten will: "Das sollte man tunlichst nicht tun. Es braucht Leute, die das Vertrauen der Redaktion und des Publikums genießen und die gezeigt haben, was sie können."

Erst mit der Detailstruktur werde klar sein, welche Funktionen ausgeschrieben werden. Fest stehe, dass für manche künftige Position derzeit mehrere Personen zuständig sind. Der daraus resultierenden Verunsicherung mancher ORF-Journalisten wolle er mit möglichst raschen Besetzungen begegnen, um für Klarheit zu sorgen. "Auf jeden Fall" solle mit Beginn des nächsten Jahres die Struktur fest stehen.

ORF-Player auf Warteliste, „ZiB" vorher auf Tiktok

Wenig positiv sieht Wrabetz, dass Gerald Fleischmann, Kanzlerbeauftragter für Medien (ÖVP), eine ORF-Gesetzesnovelle zuletzt für Herbst 2022 als realistisch eingeschätzt hat. "Es kann nicht sein, dass man sagt, jetzt passiert wieder eineinhalb Jahre nichts", meinte der ORF-Generaldirektor, der eine Novelle dringend etwa für die volle Entfaltung des ORF-Players benötigt. "Nach der Wahl sollte man rasch zu einem Ergebnis kommen. Ziel ist, dass der ORF-Player mit Jahresbeginn 2022 steht, und das ist sicher möglich. Es ist keine Raketenwissenschaft."

Noch vor dem Start des ORF-Players "unmittelbar vor oder nach der Wahl" soll die „ZiB" auf Tiktok starten. Auch ein multimedialer Programmschwerpunkt zur Rolle Europas in der Welt ist noch heuer geplant. Im nächsten Jahr soll ORF 1 mit Comedy und Satire gestärkt werden. Der Sender, der quotentechnisch stark auf den Besitz von Sportrechten angewiesen ist, solle erhalten bleiben. "Es wäre nicht zielführend ORF 1 aufzugeben. Der Blick auf einen linearen Sender muss sich aber ändern. Man muss nicht jede Tages- und Nachtzone verteidigen und um Marktanteile kämpfen", erklärte der ORF-Chef.

(red./APA)

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