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Wrabetz über ORF-Gesetz: "Ist keine Raketenwissenschaft"

Noch-ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz.
Noch-ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz.APA/ROLAND SCHLAGER
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Die Gesetzesänderung für "online only", "online first" und den Zugriff auf die Archive waren beim Publikumsrat Thema. Der scheidende General konnte das viele Jahre nicht durchsetzen.

Der ORF-Player bleibt ein zentrales Zukunftsprojekt des ORF: Einmal mehr unterstrich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz die Notwendigkeit einer Digitalnovelle für den ORF. Das seit langem ausgearbeitete Player-Projekt sei zwar "inhaltlich weitergekommen, aber kaum in den Realitäten", so Wrabetz am Donnerstag im Rahmen des Publikumsrates. "Wir brauchen keine Gesamtnovelle", es gehe vor allem darum, die drei Punkte "online first, online only und Archivnutzung" umzusetzen.

Wrabetz: „In zehn Minuten erledigt"

"Das kann man vom deutschen Rundfunkänderungsgesetz abschreiben, das ist keine Raketenwissenschaft", so Wrabetz. "Das ist in zehn Minuten erledigt." In den kommenden Wochen würde durch den Launch des Player-Moduls "Newsroom" auf orf.at "ein ganz geringer Teil dessen, was wir vorhaben", vorgestellt werden. Man führe derzeit Gespräche mit dem VÖZ um klarzustellen, dass es sich bei der Forderung nach einer Digitalnovelle nicht um einen Angriff auf die regionalen Medienhäuser handle. Umso mehr bedaure er es, dass es am gestrigen Mittwoch nicht zum geplanten Ministerratsvortrag gekommen sei.

Als erfolgreich hob Wrabetz den bisherigen Social-Media-Auftritt des ORF hervor, mit dem brutto 4,4 Mio. Fans über Plattformen wie Facebook und Instagram hinweg erreicht werden. Mitte Oktober werde nun das neue ZiB-Format auf TikTok starten. "Es ist ein spannender Versuch, auch hier Fuß zu fassen", so Wrabetz.

Bildung neu definieren

Zuvor hatte sich der Publikumsrat dem Thema (Erwachsenen-)Bildung gewidmet, wobei deutlich wurde, dass es gerade im Bildungsbereich mehr niederschwelliges Online-Angebot geben müsse. "Wir befinden uns in einem entscheidenden Moment und haben eine generationsübergreifende Gelegenheit, Bildung neu zu definieren", so Regina Weitlaner, Vizerektorin der PH Steiermark. Wie TV-Bildungskanäle für Kinder in Deutschland umgesetzt werden, erläuterte Andreas Bönte von ARD-alpha. Zu Beginn der Coronakrise habe man dort innerhalb weniger Tage ein "Lernen daheim"-Programm etabliert, das teils "dramatisch hohe Quoten" erzielt habe.

Neben dem linearen Programm punkte man auch mit einer umfassenden Website sowie einem eigenen Bereich in der ARD-Mediathek sowie auf YouTube. Interessant sei auch der Umstand, dass mit den auf Kinder zugeschnittenen Programmen auch viele Erwachsene erreicht worden seien. Im Bereich der Wissensvermittlung setze man "bewusst Themen, die in der Luft liegen oder die wir erahnen". Gerade im Bereich der politischen Bildung bezeichnete er das "Nicht-Wissen in Teilen der Bevölkerung sogar als demokratiegefährdend".

Formate jenseits des klassischen Schulfernsehens

Elke Schlote vom Institut für Bildungswissenschaften der Universität Basel mahnte, bei Programmen für Kinder und Jugendliche auch auf die beiden Punkte "Auffindbarkeit" und "Abrufbarkeit" zu achten, da das lineare Fernsehen nicht mehr im vollen Umfang alle erreiche. Auch die digital kompetente Jugend müsse medienübergreifend zum richtigen Zeitpunkt erreicht werden. Als Vorzeige-Programme nannte sie etwa das ARD-Angebot "Funk", das in den Kommentarspalten oft emotionale Debatten anrege.

Bildungsfernsehen punkte vor allem in Form von Info-Häppchen, es gebe aber auch "Raum für Qualität im linearen Fernsehen zu aktuellen Themen". Eine Gefahr ortet sie in Qualitätseinbußen durch Sparmaßnahmen. Auch Bildungsfernsehen für Kinder und Jugendliche müsse mit hoher Qualität und Kompetenz produziert werden. "Das ist die Stärke des Fernsehens", sagte Schlote. Zugleich brauche es "neue, frische Visualisierungen, die an aktuelle Sehgewohnheiten anknüpfen". Als besonders wichtig erachtet die Expertin auch Formate jenseits des klassischen Schulfernsehens. "Es braucht Formate mit Themen, die nicht in der Schule abgehandelt werden", wozu sie etwa Medienkompetenz und Klimaschutz zählt. Hier lohne sich ein grenzübergreifender Blick in andere Länder. Zudem müsse gezielt in Weiterbildung von Redakteuren investiert werden, in die auch aktuelle Forschungsergebnisse miteinbezogen werden.

Großer Erfolg von "Fannys Friday"

Thomas Matzek, Leiter der ORF-Hauptabteilung "Bildung, Wissenschaft und Zeitgeschehen", gab einen Überblick über die unterschiedlichen Sendeflächen und verwies auf den großen Erfolg von "Fannys Friday". Während im linearen Fernsehen mit der Sendung bis zu 40.000 Seherinnen und Seher erreicht werden, habe man auf Facebook mit kurzen Videos mehrere hunderttausend Zugriffe. Dies solle das Potenzial nach einer Digitalnovelle verdeutlichen. Mit "Universum Nature" habe man ein "multimediales Kompetenzzentrum für Natur Ökologie und Umweltthemen" geschaffen. In Zukunft könne er sich vorstellen, Mediatheken im DACH-Raum miteinander zu verbinden. "Es macht keinen Sinn, dass man Wissen hortet, sondern man muss es teilen."

(APA)

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