"Im Zentrum" zur ORF-Zukunft: Rückspiel mit kleinen Fouls, aber ohne Sieger

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ORF Im Zentrum(c) Screenshot ORF TV Thek
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In der ORF-Sendung "Im Zentrum", die den Titel „Streit im Bild - Welchen ORF hätten S' denn gern?" trug, diskutierten wieder Alexander Wrabetz, Gernot Blümel und Michael Fleischhacker. Über den Versuch einer öffentlich-rechtlichen-privaten Annäherung.

Am Sonntag stimmten die Schweizer über die Rundfunkgebühren ("Billag") ab - und erteilten der Abschaffung eine klare Absage. Aus ORF-Sicht war das Ergebnis eine gute Ausgangsposition für die sonntägliche TV-Diskussion "Im Zentrum". Wenn es bei Fernsehdiskussionen - wie in der Champions League - ein Hin- und Rückspiel gäbe, dann wäre die jüngste Ausgabe von "Im Zentrum" das Rückspiel für ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und damit auch für den öffentlich-rechtlichen Sender an sich. Zur Erinnerung: Erst am Donnerstag hieß es bei Michael Fleischhackers "Talk im Hangar-7" auf Servus TV wie gewohnt zugespitzt: "ORF: Parteiisch, teuer und überholt?". Wrabetz wurde eingeladen und kam zur Diskussion - ihm gegenüber nahmen Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) und drei Gäste Platz, die sich gegen Rundfunkgebühren aussprachen. Um wieder in die Fußball-Analogie zu wechseln: Ein Auswärtsspiel in Unterzahl. Das geht selten gut.

Beim "Rückspiel" am Sonntag, moderiert von Tarek Leitner, wurde im ORF über den Status Quo und die Zukunft des ORF diskutiert - das gab es in dieser Form und Ernsthaftigkeit wohl auch noch nie. Der Titel "Streit im Bild - Welchen ORF hätten S' denn gern?" - hatte sowohl einen Anstrich des erfolgreichen Satire-Formats "Willkommen Österreich" wie auch von Robert Lemkes Klassiker "Was bin ich" ("Welches Schweinderl hätten S’ denn gern?").

Neben Wrabetz, Blümel und Fleischhacker diskutierten auch Corinna Drumm (Verband Österreichischer Privatsender) und der Schweizer Medienunternehmer Roger Schawinski.

Medienminister Blümel strich ähnlich wie bei Servus TV die österreichischen Inhalte und die Wichtigkeit der Kooperation von ORF und den Privaten hervor. Schawinski, Privatmedien-Pionier und ehemaliger Geschäftsführer von Sat1., widersprach ihm. "Ich glaube, das ist eine Fiktion", so Schawinski. Es brauche eine echte journalistische Konkurrenz und eine Verteilung der Gebühren. Dann wird auch der ORF sympathischer werden.

Wrabetz, der mit seiner Stimme kämpfte (das komme vom Jubeln über das Schweizer Abstimmungsergebnis), versuchte das klare Votum der Schweizer pro Rundfunkgebühren auf die Situation in Österreich umzumünzen. Auch Drumm von den Österreichischen Privatsendern hätte für die Rundfunkgebühren gestimmt ("das wird sie vielleicht überraschen"). Ein starker öffentlich-rechtlicher Sender sei in einer pluralistischen Medienlandschaft wichtig, so Drumm weiter. Der Hauptgegner für Wrabetz war somit Fleischhacker. Kurz-Fazit: Die Anhänger beider Fangruppen (öffentlich-rechtlich vs. privat) wurden gut bedient.

Hatte Servus TV am Donnerstag - na no, na net - einen kritischen Beitrag zu den Gebühren und dem gleichzeitig enormen Prozentsatz an Unterhaltungsprogramm - gebracht, ging der Einspieler in der ORF-Sendung - oh, Überraschung - in eine andere Richtung: Der "Faktencheck" gab die Antwort auf die suggestiv gestellte Frage "Sind die ORF-Gebühren die höchsten in Europa?". Nein, das Programmentgelt ist das niedrigste im deutschsprachigen Raum, so die Antwort im Einspieler. Fleischhacker konnte sein Schmunzeln über den Beitrag nicht verbergen.

Und sorry, noch ein Fußball-Vergleich: Das Duell der Spielmacher sorgt auf dem grünen Rasen für besondere Brisanz - umgemünzt auf die TV-Diskussion waren es die Diskussionsleiter, die schon mit Beginn der Sendung einander wenig Sympathie entgegenbrachten. Als Fleischhacker (in grünen Socken!), Moderator von "Talk im Hangar-7", auf Wrabetz und seine Ausführungen über das ORF-Programm replizieren wollte, grätsche ihm Tarek Leitner rein: "Ich bitte Sie, Herr Fleischhacker. Sie haben eh eine Diskussionssendung, da moderieren dann sie".

Da es keinen eindeutigen Sieger gab, sollte es eigentlich - wie beim Eishockey - eine Best-of-Three-Serie geben. Vielleicht hat ja Puls4-Infochefin Corinna Milborn für die kommende "Pro und Contra"-Ausgabe noch kein Thema.

>> "Im Zentrum" in der TV-Thek

>> "Talk im Hangar-7"

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