TV-Notiz

ATV-Polit-Blind-Date: Wie in einem FPÖ-Paartherapie-Werbespot

Der Kaktus zwischen Gernot Blümel und Susanne Fürst.
Der Kaktus zwischen Gernot Blümel und Susanne Fürst.(c) ATV
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Blind Date als neues Polittalk-Format? Knistern kam bei den Gesprächen der Politiker keines auf, man hatte vielmehr das Gefühl, einer Paartherapie beizuwohnen. Das Moderatorenduo wirkte wie ein störendes Eltenpaar, das streng über das Blind Date wachte.

ATV wagte am Dienstagabend zur Hauptsendezeit ein Experiment und ließ die wahlwerbenden politischen Parteien Überraschungskandidaten zum Polit-Blind-Date entsenden. Weder das Moderatoren-Duo Sylvia Saringer und Meinrad Knapp noch die Kandidaten wussten darüber Bescheid, wer ihnen gegenübersitzen würde. Vom Rosenkrieg bis zum Kuschelkurs, meinte Saringer - alles sei möglich. Immerhin 588.000 Zuseher verfolgten die Sendung.

Als Erster betrat VP-Ex-Kanzleramtsminister Gernot Blümel die Bühne. Er überreichte der weithin unbekannten FPÖ-Nationalratsabgeordneten Susanne Fürst einen "Blümeltopf", also einen Topf mit Blumensamen. Im Gegenzug bekam er von Fürst einen oberösterreichischen Kaktus. "Symbol für Politik mit Ecken und Kanten und Stacheln", wie diese erklärte. Kakteen seien widerstandsfähig und würden Durststrecken aushalten, fügte sie hinzu.

Die Moderatoren als Spielverderber

Dann stellte das Moderatoren-Duo Sylvia Saringer und Meinrad Knapp Fragen an die Blind-Date-Teilnehmer. Blümel brachte seine schon oft gehörten Stehsätze an. Das Konzept geriet schnell an seine Erträglichkeitsgrenzen. "Gilt das Motto zurück zur Ex?", wollte Knapp flapsig von Blümel wissen, gemeint war eine Koalition mit der FPÖ. "Die FPÖ bringt ein Kind mit in die Beziehung, und das Kind heißt Herbert Kickl", meinte kurz darauf Saringer. Politik als Beziehungskiste, das war keine gute Idee. Die Infantilisierung der Politik schreitet auch so schon zügig voran.

Es sei noch erwähnt, dass die SPÖ Jörg Leichtfried (rote Nelke) ins Blind Date schickte, neben ihm nahm die Grüne Leonore Gewessler (Glockenblume) Platz. Schließlich kamen Martin Balluch (Liste Jetzt) und Sepp Schellhorn (Neos) zum Zug. Zu diesem Zeitpunkt interessierte aber schon längst nicht mehr, welche Blumen die Beiden mitgebracht hatten.

Überhaupt: Man hatte weniger das Gefühl, einem knisternden Blind Date beizuwohnen, vielmehr entstand der beklemmende Eindruck, man würde sich in einem der Paartherapie-Werbespots der FPÖ wiederzufinden. Denn Saringer und Knapp wirkten wie ein schulmeisterndes, unerwünschtes Elternpaar, das streng über das Blind Date wachte. Als Höchststrafe durfte dann auch noch Politikberater Thomas Hofer im Beisein der Anwesenden das jeweilige Paar-Gespräch analysieren.

Kurz zusammengefasst: Dieses Blind-Date-Experiment ist gescheitert.

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