Maschek verneigen sich vor Merkel

(c) Ernesto Gelles/Stadtsaal
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In „Maschek Macht Merkel“ zeigt die Beständigkeit der deutschen Kanzlerin, wie vergänglich andere politische Figuren sind. Peter Hörmanseder und Robert Stachel brillieren in ihrem 20. Bühnenjahr.

Wer hierzulande klagt, es gäbe kein gutes politisches Kabarett mehr, hat wohl auf Maschek vergessen – abgesehen davon, dass solche Klagen meist aus dem Mund jener kommen, die gar nicht mehr ins Kabarett gehen. Bei Maschek stehen die Politiker stets im Mittelpunkt des „Drüberredens“, wie man die Kunstform der live synchronisierten Fernsehbilder nennen kann. Dass es nicht als politisches Kabarett durchgeht, wenn man sich einfach über politische Köpfe lustig macht, muss nicht extra betont werden. Doch Maschek schaffen beides: Politiker in Witzfiguren zu verwandeln und gleichzeitig gesellschaftspolitische Satire zu präsentieren.

In ihrem neuen Programm „Maschek Macht Merkel“ im Wiener Stadtsaal verneigen sich Peter Hörmanseder und Robert Stachel vor ihrer langjährigen Wegbegleiterin und Bilderlieferantin Angela Merkel. Ulrich Salamun, der früher das Maschek-Trio vervollständigte, lebt seit vielen Jahren in Nicaragua als Kaffeebauer und Honorarkonsul: Er kommt nur mehr zu Jubiläumsshows auf die heimischen Kleinkunstbühnen. Solche gab es dieses Jahr bereits, denn Maschek wurden 20 Jahre alt. Außerdem erhalten sie im November den Sonderpreis des Österreichischen Kabarettpreises, der ebenfalls seinen 20. Geburtstag feiert.

Best-of zu neuer Geschichte verwoben

Bei so viel Party haben sich Maschek für das aktuelle Programm eine leichtere Aufgabe gestellt: Man nehme ein Best-of der bisherigen Clips und bastle daraus eine neue Geschichte. Das ist bei renommierten Kabarettisten eine beliebte Übung, auch Alfred Dorfer, Josef Hader, Thomas Maurer, und demnächst Martin Puntigam verweben ihre Werkschau in neues Gewand. Der Unterschied bei Maschek: Die Protagonisten altern nicht mit. Die Fernsehbilder einer Angela Merkel als Bundesministerin für Frauen und Jugend aus den 1990er-Jahren versetzen das Publikum wirklich in vergangene Zeiten – und berühren die Zuseher tiefer, ähnlich wie beim Durchblättern alter Familienalben.

Die Konzentration der Videoclips auf Angela Merkel geben dem Kabarettabend einen besonderen Spin: Die Beständigkeit der deutschen Kanzlerin macht umso deutlicher, wie kurzlebig in Österreich das Amt des Kanzlers oft ist. Schüssel, Gusenbauer, Faymann, Kern und Kurz tauchen an ihrer Seite auf, und Maschek kitzeln deren Eigenheiten so präzise heraus, dass ihnen die großen Lacher sicher sind. Als neue Story der alten Bilder gestalten Maschek in der ersten Hälfte eine „Merkel sucht den Traummann“-Serie, weil ihr Ehemann, „der alte Sauer“ nicht mehr zu Gipfeltreffen mitfahren will.

Starkes Statement für den Feminismus

Das Setting erlaubt ein Vorführen aller Arten von männlichem Macht- und Macho-Gehabe, wobei Maschek ein starkes Statement für den Feminismus setzen. Ihr Plädoyer gegen Mansplaining, Manspreading und die Verniedlichung der Weiblichkeit konkretisieren Hörmanseder und Stachel in der Zugabe, in der auch aktuelle Szenen von Schwarzenegger und Greta Thunberg verarbeitet werden. Die zwei Stunden Bühnenshow verfliegen im Nu, fast jeder Clip bringt ein neues lustiges, spannendes oder entlarvendes Thema: von Abhörskandalen bis zur Terrorismus-Bekämpfung. Maschek legt Merkel etwa eine neue Strategie zur Rettung der Welt in den Mund: „Überall, wo die Deutschen Krieg geführt haben, haben wir verbrannte Erde hinterlassen. Aber dort, wo wir als Touristen hinkommen, blüht das Leben.“ Doch wie bringt man jetzt Touristen nach Afghanistan? Deutschland schickt einfach Hartz IV- Empfänger – und Florian Silbereisen, um das Land zu retten. Großer Applaus für die satirischen Archivare der Weltgeschichte.

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