Manuel Legris' Wiener Compagnie ist auf dem Gipfel angelangt und tanzt erstmals George Balanchines abendfüllendes „Juwelen“-Triptychon: „Smaragde“, „Rubine“ und „Diamanten“ funkeln, leuchten und strahlen in allen Facetten.
Schon der Beginn verrät, welche Herausforderung das Wiener Staatsballett hier angenommen hat: Altmeister George Balanchine setzte bei den „Smaragden“ in seiner tänzerischen „Juwelen“-Sammlung auf absolute Harmonie von Arm- und Beinarbeit, die mit den melancholisch leisen Klängen von Gabriel Faurés Vorspiel zu „Pelléas et Mélisande“ bruchlos verschmelzen sollen. Das hätte, mit Verlaub gesagt, diese Truppe vor einem Jahrzehnt nicht annähernd adäquat bewältigt, es geschieht heute, dank Manuel Legris' Aufbauarbeit, in bestechender Geschmeidigkeit. Schöner als mit einer Gesamt-Einstudierung von Balanchines abendfüllendem „abstrakten“ Ballett könnte man das Erreichte nicht dokumentieren.
Die gesamte Truppe balanciert hier auf dem Hochseil. Da werden auch – so viel zum Thema „Abstraktion“ – Geschichten erzählt, sind Entwicklungen nachvollziehbar, etwa im ersten, „grünen“ Abschnitt, wenn Natascha Mair makellos fließende Linien aus Keuschheit ins Sinnliche wandelt, wenn darauf Robert Gabdulin und Roman Lazik kräftigere Akzente setzen, bis Lazik im Pas de deux mit Madison Young die elegisch-elegante Linienführung bruchlos in Hebefiguren verwandelt.