Burgtheater

Johan Simons: „Die Familie Richards II. besteht aus Piranhas“

INTERVIEW: JOHAN SIMONS
INTERVIEW: JOHAN SIMONS(c) APA (HANS PUNZ)
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Vor der Vorpremiere seines „Richard II.“ in Bregenz gesteht Regisseur Johan Simons im Interview sein Mitleid für den gestürzten König - und erläutert, warum eine Frau den Nachfolger Bolingbroke spielt.

Sie inszenieren „Richard II.“ fürs Burgtheater. Wie geht es Ihnen damit, im Ausnahmezustand zu proben?
Johan Simons: Unser Glück im Unglück war, dass wir sowohl bei den Endproben im November als auch in einer zweiten Phase im Februar viel mehr Zeit auf der Bühne statt auf der Probebühne verbringen konnten, als das sonst üblicherweise möglich gewesen wäre. Das hat diese Phasen der Arbeit äußerst intensiv gemacht. Aber in einem Theater soll natürlich auch gespielt, nicht nur geprobt werden. Daher fiebern wir der Premiere in Wien entgegen – und freuen uns jetzt auch auf die Voraufführung in Bregenz! (Details siehe unten, Anm.)

Der polnische Theatermacher Jan Kott hat einst über diese Königsdramen gesagt, dass in ihnen die Herrscher wechseln, das Drama aber immer dasselbe bleibe. Was ist für Sie an „Richard II.“ das Besondere?
Es ist eine Ausnahme zu dieser Regel. Schauen wir auf die Bewegung in den Stücken! Hamlet oder Macbeth geraten allmählich in einen Konflikt, stets mit der Möglichkeit zu Ausflüchten, Abschweifungen, Alternativen. Denken Sie an die Totengräberszene. Bei Richard ist der Konflikt von Anfang an da, er lässt einen nicht mehr los. Alle sind stets mit ihm beschäftigt, es gibt keine einzige Szene, in der er nicht zur Sprache kommt. Es ist ein rein inneres Drama.

Der Text ist auch lyrisch, besonders, wenn Richard spricht. Haben Sie das bei der Auswahl der Übersetzung berücksichtigt?
Wir verwenden die von Thomas Brasch, einem Lyriker. Er hat Shakespeares Stück ins Brasch'sche übersetzt, er hat seinen eigenen Saft, sein eigenes Aroma hinzugefügt.

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