Kritik

Mit Dostojewski gegen die Fürsten dieser Welt

Friederike Tiefenbacher, Uwe Schmieder
  • Drucken

Die Roman-Dramatisierung „Erniedrigte und Beleidigte“ im Volkstheater zeigt Dostojewski als sozialen Ankläger: Grell und stimmungsvoll, musikalisch fabelhaft unterlegt, wenn auch auf Dauer ermüdend.

Der todkranke Schriftsteller Wanja schreibt im Krankenhaus seine Geschichte auf. Er erzählt von seiner Liebe Natascha, die wiederum den Fürstensohn Aljoscha liebte. Wie dieser von seinem Vater mit zynischen Tricks von Natascha fort in eine finanziell lukrativere Ehe gelockt wird – während der Fürst Nataschas Vater finanziell ruiniert. Und er erzählt von der 13-jährigen Nelly, die er bei sich aufgenommen und vor der Kinderprostitution gerettet hat – ebenfalls eine vom Fürsten ins Unglück Gestürzte. Sehr verstrickt ist die Handlung von Dostojewskis zweitem Roman „Erniedrigte und Beleidigte“: ein 1861 als Serie in einer Monatsschrift erschienener Petersburger Großstadtroman, der in seiner Darstellung von Düsternis und moralischem Schmutz an Dickens London- oder Balzacs Paris-Romane erinnert; und in der Handlung sehr an Schillers „Kabale und Liebe“.

Das Komplizierte, das Plotreiche – beides bleibt in der dramatisierten Version erhalten. Sie bedient sich an jener Bearbeitung, die Frank Castorf schon 2001 bei den Wiener Festwochen inszenierte; die dauerte über fünf Stunden, diese hier strengt (nicht nur) aufgrund von fast drei Stunden ohne Pause auch gehörig an.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.