Warum ich „The Walking Dead“ nicht mehr schaue

(c) Jackson Lee Davis/AMC
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Die postapokalyptische Zombie-Serie „The Walking Dead“ startet in die neunte Staffel. Ohne mich (wahrscheinlich).


Eigentlich keine Spoiler, außer jemandem ist das Prinzip der Serie noch nicht aufgefallen.

Zumindest etwas Neues gibt es bei der Serie „The Walking Dead“, die am 7. Oktober in den USA mit der neunten Staffel auf den Bildschirm zurückkehrt: die Eröffnungssequenz. Sie erinnert nun ein wenig an die „Opening Credits“ des James-Bond-Films „Skyfall“: Die Kamera gleitet rückwärts durch Schattenbilder. Den Baum aus dem Finale von Staffel acht sieht man da, viele Krähen, Zombies sowie einen Huschrauber – und eine Windmühle. Eine Windmühle? Ja! Darf man sich also auf eine aufregende neue Staffel freuen? Daran habe ich meine Zweifel.

Freilich, „The Walking Dead“ weiß Spannung zu erzeugen. Indem die Drehbuchatoren beliebte Figuren (Carol, Daryl, Michonne) in schier ausweglose Situationen bringen und dann – zack! – kommt der Schnitt, die unheilvolle Titelmelodie und man muss wieder eine Woche auf die Fortsetzung warten. Rückblenden hin, Vorblenden her: die Serie arbeitet am liebsten mit dem klassischen Cliffhanger.

Aber was erwartet den Zuschauer abgesehen von diesem oberflächlichen Nervenkitzel noch? Nicht (mehr) viel. Denn das Konzept der Serie hat sich längst totgelaufen. Im Grunde genommen wiederholt sich Folgendes seit neun Staffeln: Die Gruppe um Rick Grimes meint, einen sicheren Hafen vor den Zombies gefunden zu haben. Wird dann aber von anderen Menschen bedroht. Im Zuge des Kampfes zwischen den Gruppen wird der Unterschlupf zerstört. Die Überlebenden müssen weiterziehen und alles beginnt wieder von vorne.

Brutaler, blutiger, tödlicher

Die Serie funktioniert nach dem Prinzip „schneller, höher weiter“, nur heißt es hier: brutaler, blutiger, tödlicher. Verglichen mit dem willkürlich agierenden Mini-Diktator Negan wirkt der frühere Antagonist Governor beispielsweise milde.

Interessante Aspekte der Welt von „The Walking Dead“geraten ob dieser Effekthaschrei in den Hintergrund. Spannend wäre die Frage, wie Menschen eine Gesellschaft formen. Ein wenig davon ist vorhanden, beim Kingdom etwa, und auch Negans Reich mit seiner Arbeitsteilung ist interessant. Die Fragen nach sozialen Strukturen bleiben leider zu stark im Hintergrund. Denn am Ende gilt immer das Recht des Stärkeren und – schließlich ist die Serie made in USA – der, der die stärksten Waffen hat, gewinnt. Das ist auf Dauer langweilig.

Den Zuschauern bleibt das nicht verborgen. Die Quoten sind von den einstigen Spitzenwerten weit entfernt. Staffel fünf hatte im Schnitt 14 Millionen US-Zuseher. In Staffel acht ist der Wert auf unter acht Millionen gesunken.

Auch Staffel neun werden nicht alle überleben

Mit immer spektakuläreren Abgängen versucht die Serie das Zuschauerinteresse wieder zu erwecken. Ich nenne hier keine Namen, aber allzu viele Zuschauerlieblinge sind nicht mehr übrig. Es ist ein offenes Geheimnis, dass eine weitere wichtige Figur Staffel neun nicht überleben wird. Und wenn den Serienmachern irgendwann wirklich gar nichts mehr einfällt, dann stirbt halt Daryl.

Mir ist die Lust an der Serie inzwischen jedenfalls vergangen und ich werde meine Zeit nicht mehr darauf verwenden. (Obwohl: Vielleicht schalte ich doch wieder ein. Aber ich freue mich nicht mehr auf die neuen Folgen.)

Immer auf der Suche nach Konservendosen: Rick und Co.
Immer auf der Suche nach Konservendosen: Rick und Co. (c) Jackson Lee Davis/AMC

Hier noch ein paar Dinge, die mich an „The Walking Dead“ aufregen (in ungeordneter Reihenfolge:)

  • Nahrung: Seit der Zombie-Apokalypse sind bereits einige Jahre vergangen, aber die Charaktere wirken immer noch erstaunlich planlos darin, wie sie Nahrungsmittel selbst herstellen oder ernten können. Oder wird das dem Zuschauer bloß nicht gezeigt? Die Figuren jagen jedenfalls seit gefühlten Ewigkeiten nach Konserven.
  • Bildung: Carol hat irgendwann damit angefangen, Kinder auszubilden. Sie zu kleinen Kampfrobotern mit grundlegendem Wissen über Erste Hilfe etc. zu machen, wäre doch clever. Stattdessen wird versucht, sie (halbherzig) von der Gefahr fernzuhalten – und sie werden dadurch noch stärker gefährdet. Überhaupt: die meisten Kinder in „The Walking Dead“ sind dämlich. Oder tot. Oder beides.
  • Wissensaustausch: Walker können nicht klettern? Feuer zieht sie an? Die Figuren der Serie sind sich nicht einmal einig, wie sie die Zombies nennen, geschweige denn, wie sie sie bekämpfen. Ihre Erkenntnisse über die Untoten teilen sie kaum miteinander. Warum eigentlich nicht? Naja, wieso sollte man miteinander reden, wenn man einander stattdessen doch bekämpfen kann!
  • Fortbewegung: Man fährt mit dem Auto. Oder reitet auf dem Pferd. Dass es so eine praktische Erfindung wie ein Fahrrad gibt, ist noch nicht zu Rick und Co. vorgedrungen. Das bräuchte kein Benzin und wäre obendrein noch leise. Aber vielleicht sähe Daryl auf einem Fahrrad einfach zu uncool für das Zielpublikum aus.
  • Waffen: Ständig geht es darum, wer mehr Waffen hat. Sie stehen oft im Mittelpunkt, aber während so mancher Schießerei wird eine leer geschossene Pistole, ein Gewehr ohne Munition einfach lässig weggeworfen. Ganz logisch ist das nicht.


„The Walking Dead“, ab 8. Oktober auf Sky

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