Immuntherapie hilft bei aggressivem Brustkrebs

Triple-negative Mammakarzinome betreffen besonders jüngere Patientinnen
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Eine neue Kombinationstherapie verbessert die Überlebensrate von Patientinnen mit triple-negativem Brustkrebs.

Der sogenannte "triple-negative" Brustkrebs war bisher besonders schlecht behandelbar. Mit der neuen Immuntherapie scheint sich auch hier eine Verbesserung erzielen zu lassen. Das ergibt sich aus einer Studie mit österreichischer Beteiligung, die Samstagnachmittag beim Europäischen Krebskongress (ESMO) in München präsentiert worden ist.

"Das triple-negative Mammakarzinom zeichnet sich dadurch aus, dass es nicht auf eine antihormonelle Therapie und nicht auf eine sonstige zielgerichtete Therapie (Anti-HER2-Therapie; Anm.) anspricht. Diese Tumore betreffen besonders jüngere Patientinnen. Die Erkrankung ist aggressiver. Insgesamt leiden rund zwölf Prozent der Patientinnen mit Brustkrebs an dieser Form des Mammakarzinoms. Zehn bis 15 Prozent der Betroffenen gehören zu den Mammakarzinompatientinnen mit einem vererbten Risiko für die Erkrankung", sagte Günther Steger, Onkologe am Wiener AKH (MedUni Wien), gegenüber der APA.

Bei fortgeschrittener Erkrankung mit Fernmetastasen betrug die mediane Lebenserwartung (die Hälfte darüber, die Hälfte darunter) bei dieser Form vom Brustkrebs nur rund zwölf Monate. Während mit einer antihormonellenr Therapie bei hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom oder mit Arzneimitteln wie dem monoklonalen Antikörper Trastuzumab bei sogenannter HER2-positiver Erkrankung in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wirksame und über die Chemotherapie hinaus gehende Behandlungsformen zur Verfügung standen, war das bei "triple-negativem" Brustkrebs nicht der Fall.

Höhere Überlebenszeit

Dies könnte sich mit den Ergebnissen der neuen Studie ändern. 902 Patientinnen waren per Zufallsprinzip zwei Gruppen zu geteilt worden: Die eine erhielt eine Standard-Chemotherapie und ein Placebo, die zweite erhielt die Chemotherapie plus dem Immuntherapeutikum Atezolizumab. Atezolizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der sich gegen den Oberflächenmarker PD-L1 auf Tumor-und Immunzellen (T-Zellen) richtet. Das soll die T-Zellen gegen den Tumor aktivieren. "In Österreich waren sechs Zentren an der klinischen Studie beteiligt", sagte Steger gegenüber der APA. Der Wiener Onkologe hatte das koordiniert.

Mit der vollen Kombinationstherapie zeigten sich deutliche Vorteile einer zusätzlichen Behandlung mit dem Immuntherapeutikum: Zum Zeitpunkt der Analyse lag die durchschnittliche Überlebenszeit der Patientinnen mit Chemo- und Immuntherapie bei 21,3 Monaten, in der Vergleichsgruppe mit Chemotherapie allein bei 17,6 Monaten. Bei jenen Patientinnen, welche aufgrund der Tumorpathologie am ehesten auf die Immuntherapie ansprechen sollten (mindestens ein Prozent der Tumorzellen mit dem PD-L1-Oberflächenmarker) lag die durchschnittliche Überlebenszeit bei 25 Monaten, in der Vergleichsgruppe nur bei 15,5 Monaten.

Die Chemo-Immuntherapie verringerte das Risiko eines Fortschreitens der Erkrankung innerhalb knapp 13 Monaten bei allen Patientinnen um 20 Prozent im Vergleich zu einer Chemotherapie allein. Bei den PD-L1-positiven Patientinnen wurde dieses Risiko um 38 Prozent reduziert.

"Diese Ergebnisse werden die Art und Weise verändern, wie triple-negativer Brustkrebs behandelt wird. Die Kombination von Atezolizumab und Nab-Paclitaxel (Chemotherapeutikum; Anm.) ist die erste zielgerichtete Therapie, um die Überlebensrate von Patientinnen mit triple-negativem Brustkrebs zu verbessern", sagte Erstautor Peter Schmid, Klinikdirektor für Brustkrebs am Londoner St. Bartholomew's Spital.

(APA)

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