Eine Modenacht im Museum

Die beiden Preisträger Arthur Arbesser und Jana Wieland.
Die beiden Preisträger Arthur Arbesser und Jana Wieland. (c) APA/THOMAS LERCH (THOMAS LERCH)
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Arthur Arbesser und Jana Wieland erhielten die heurigen Modepreise. Der Abend verlief als Balanceakt zwischen unterhaltsam und bedeutungsschwer.

Vielleicht war es der plötzliche Kälteeinbruch, vielleicht waren es erste Erschöpfungserscheinungen im vorweihnachtlichen Marathon: Deutlich weniger Gäste als erwartet hatten sich im Weltmuseum am Heldenplatz eingefunden, um der diesjährigen Verleihung der Austrian Fashion Awards beizuwohnen.

Gestiftet vom Bundeskanzleramt und dem Kulturamt der Stadt Wien, werden diese Preise zumeist im Rahmen eines kleinen Modefestivals vergeben, was dieses Jahr aus organisatorischen Gründen nicht möglich war. Die verantwortliche Austrian Fashion Association konzentrierte sich also auf einen einmaligen Festakt.

Wie in den vergangenen Jahren verzichtete man darauf, die Mode der an diesem Abend ausgezeichneten und anderer von öffentlichen Stellen unterstützter Designer im Rahmen eines herkömmlichen Show-Formats zu präsentieren. Indessen hatte Jakob Lena Knebl, zuletzt etwa verantwortlich für modeaffine Installationen im Dialog mit der Sammlung des Mumok, sich ein spezielles Präsentationsformat überlegt. Leider war dies aber nur für wenige Stunden inmitten der gedrängten ständigen Ausstellung des Museums zugänglich: Für umfassende Verständlichkeit hätte es wohl mehr an Platz und Zeit gebraucht.

Durch den eigentlichen Festakt führte Dieter Chmelar: Offenbar war der TV-Moderator auch wegen seines als kultig geltenden Twitteraccounts ausgewählt worden, um die beiden Preisträger auf die Bühne zu holen. Der für die zumeist eher verhaltenen, betont avantgardistischen Festakte der Austrian Fashion Awards ungewöhnlich euphorische Ton, den Chmelar anschlug und der an Fernsehshows der Achtzigerjahre erinnern mochte, war zumindest eine markante Alternative zu vergleichbaren Präsentationen, die bewusst auf jeden Unterhaltungswert verzichten.

Arthur Arbesser erhält dieses Jahr den erst zum dritten Mal für Modedesign vergebenen Outstanding Artist Award des Bundeskanzleramts: Das durfte man im Weltmuseum aber nur verkünden, der eigentliche Festakt folgt am Donnerstag. Ein kleines Bukett bekam Arbesser, der vor wenigen Tagen erst seine für die italienische Modemarke Fay entworfene Kollektion in der Alten Remise präsentierte und nächste Woche bei der Eröffnung eines temporären Shops wieder in Wien sein wird, dennoch schon überreicht. „Zum ersten Mal Blumen“, freute er sich.

Parcours mit Hintergedanken

Die Preisträgerin des Modepreises der Stadt Wien heißt 2018 Jana Wieland: Der Moderator freute sich, die junge Designerin, die mit dem Preis ihre Präsenz in Japan verstärken möchte, nach Jahren wiederzutreffen. „Du bist die beste Botschafterin deiner Mode“, sagte Chmelar und erinnerte an die Verleihung des Crazy Shoe Award, bei der er Wieland vor sieben Jahren kennengelernt hatte.

Kaum war die von dieser Anekdote ausgelöste Verwunderung über die Bandbreite der hierzulande vergebenen Modepreise abgeklungen, war der offizielle Festakt vorüber: Man ging vom leichtfüßigen Teil des Abends zu einem eher theorieschweren über. Anschließend nämlich war das Publikum eingeladen, in Kleingruppen Modeinstallationen inmitten der ständigen Ausstellung des Museums zu betrachten. „Das Weltmuseum ist mein Lieblingsmuseum in Wien“, ließ Jakob Lena Knebl bei einer Kuratorenführung wissen. Fragmente postkolonialer Theorien, von denen die ständige Ausstellung getragen ist (wie es in einem solchen Haus der Fall sein muss), lud Knebl mit zusätzlichen Bedeutungsebenen auf. Diese konnten sich bei einem Schnelldurchlauf – die temporären Modeinstallationen waren eben nur ein paar Stunden lang zu sehen – auch nicht erschließen, wenn Knebl höchstselbst Einblick in die Hintergründe gab. Besuchern, die ohne zusätzliche Erklärungen den Parcours abgingen, mochten die Hintergedanken gleich gänzlich fremd bleiben.

Was ebenfalls leider unterging, waren die Kollektionen, die zwischen den Sammlungsstücken an Models und Schaufensterpuppen gezeigt wurden. So löblich der Ansatz auch sein mag, Mode mit großem inhaltlichen Anspruch zu zeigen, ist dies auch in so einem Rahmen kein Muss. Gerade Nachwuchstalente wie René Scheibenbauer, Patricia Narbon, Herta Bernane und andere mehr haben in Wien nicht allzu oft Gelegenheit, ihre Mode einem größeren Publikum zu zeigen.

Auch darum sind weniger komplexe Präsentationsformen zumutbar. So sehr man sich über Bekleidung freut, die offen zeigt, dass sie nicht einfach nur schönes Gewand ist: An einem der ausgezeichneten Mode gewidmeten Abend sind die Entwürfe kreativer Talente als alleinige Träger ihrer Bedeutung völlig ausreichend.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2018)

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