Unpersönlicher Arbeitstag

Warum der Karfreitag jedenfalls als vegetarischer Fasttag punktet.

Die ganze Aufregung und dann das: Laut übereinstimmenden Berichten gibt es für den Karfreitag in knapp zwei Wochen so gut wie keine Anmeldungen als neu geschaffenen „persönlichen“ Feiertag. Was natürlich auch damit zu tun haben könnte, dass der Karfreitag, was das Arbeiten angeht, gar nicht so heiß gegessen wird, wie er gekocht wurde (wobei traditionell nur sehr zurückhaltend gekocht wird an diesem wohl strengsten Fasttag des Jahres). Im öffentlichen Dienst ist häufig ohnehin schon zu Mittag Schluss, in Büros mit Casual-Friday-Kultur auch nicht viel später, und die herannahenden Osterferien tun, was den Arbeitseifer angeht, ihr Übriges.

Persönlicher Feiertag klingt überhaupt eher nach Schwänzen oder Blaumachen: ein großer Milchkaffee, ein gemütliches Platzerl an der Sonne, ein Buch, das es wert ist – so etwas in der Art. Jedenfalls aber das glatte Gegenteil zu den vielen unpersönlichen Arbeitstagen, die da offenbar allenthalben widerwillig abgespult werden müssen. Dem persönlichen Feiertag könnte es aber ohnedies bald wieder an den Kragen gehen, die evangelische Kirche wird die Neuregelung vor dem Verfassungsgerichtshof anfechten.

Karfreitag ist darüber hinaus der einzige kulturell einigermaßen verankerte, geduldete und praktizierte Vegetariertag in Österreich, während sich sonst viele lieber mit leicht durchschaubarem Schaudern darin ergehen zu mutmaßen, wie schädlich Vegetarismus oder Veganismus denn sein könnte, würde man ihn auch nur in Erwägung ziehen. Was ohnehin nur die wenigsten tun. Die EU schlägt nun in eine ähnliche Kerbe, wenn sie unter anderem fleischlosen Leibchen zwischen Brotdeckeln die Bezeichnung Burger entziehen will. Der möglichen Irreführung wegen. Als könnte nichts Schlimmeres passieren, als wenn man versehentlich zu Fast Food einmal ganz und gar ohne Fleisch greift. Bemerkenswerterweise ist bei Leberkäse der Anschein von Fleischlosigkeit (Käse!) in der Bezeichnung bisher aber kein Problem. Ob man über die Bezeichnung Gummibären nachzudenken beginnen wird?

Die Debatte wird übrigens ausgerechnet in einer Woche geführt, in der eine große Studie wieder zeigt, dass ungesunde (genauer: nicht gesunde) Ernährung so ziemlich alle sonst bekannten tödlichen Risikofaktoren für den Menschen schlägt. Hm.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2019)

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