Alte Ferraris

Warum wir nicht mehr wetten und uns die Schubumkehr schockiert hat.

Man hätte eine Menge Geld gewinnen können, hätte man sich vor ein paar Wochen an folgende Voraussagen gewagt: Das Jahr 2019 bringt den kältesten Mai, seit es Aufzeichnungen gibt (oder wahlweise: Mai ohne einen einzigen Badetag); Großbritannien ist zur EU-Wahl noch in der EU, aber die FPÖ nicht mehr in der österreichischen Bundesregierung; Sebastian Kurz wird früher aus seinem Amt als Regierungschef scheiden als Theresa May. Der letzte Punkt ist freilich noch offen, aber für lukrative Wetten ist es nun ohnehin zu spät. Immerhin hat der Regen das Grundwasserkonto in Österreich wieder einmal ordentlich aufgefüllt.

Ein bisschen untergegangen ist angesichts der dramatischen politischen Entwicklungen der letzten Woche nicht nur die Wahl zum Europäischen Parlament (daher zur Erinnerung: Heute, Sonntag, findet die EU-Wahl statt, hingehen, das Ergebnis gilt immerhin für ganze fünf Jahre), sondern auch ein wenig der Tod von Niki Lauda. Was manche Menschen schaffen, alles in ein einziges Leben zu packen, hat man sich mit offenem Mund beim Lesen/Sehen der vielen Nachrufe und Würdigungen gedacht. Und wie schön diese alten Rennautos noch waren. Wie sehr uns die Schubumkehr damals schockiert hat. Und dass auf diesem roten Kapperl natürlich Parmalat stehen muss – und gar nichts anderes.

Während also die Formel-1-Fahrer dieses Wochenende beim Grande Prix im glamourösen Monte Carlo um die Wette fahren und dabei eben auch Niki Laudas gedenken werden (auch die Bilder von Lauda mit Grace Kelly und Fürst Rainier von Monaco bei seinem Sieg 1975 im Fürstentum samt Handkuss sind sehenswert), hat ein paar Kilometer westlicher Quentin Tarantino seinen neuen Film bei den Filmfestspielen in Cannes vorgestellt. „Once Upon a Time in Hollywood“ dürfte von der Oberfläche her ähnlich schön sein wie die Formel-1-Welt in Laudas Blütezeit.

Brad Pitt altert übrigens deutlich besser als Leonardo DiCaprio (also rein optisch, nicht als Schauspieler), und Tarantino hat lieber über seine Ehe als den Inhalt seines Films gesprochen: „Ich habe vor sechs Monaten geheiratet, das habe ich vorher noch nie gemacht – und jetzt weiß ich auch, warum: Ich habe auf das richtige Mädchen gewartet“, wird der Regisseur in Agenturen zitiert. Könnte auch eine Zeile aus einem seiner Filme sein.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2019)

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