Im Polit-Rollercoaster

Oder: Warum die neue Bundeskanzlerin nicht darf, was sie am besten könnte.

Das ganze Land war zuletzt auf der Suche nach einer integrativen Persönlichkeit, die über den Parteien steht und bei allen gesellschaftlichen Gruppen – ob jung oder alt – gleichermaßen Ansehen und Vertrauen besitzt. Zu Christi Himmelfahrt im Stephansdom zu Wien konnte man sehen, wie es ist, wenn so eine Persönlichkeit zu Grabe getragen wird: Bei der Trauerfeier für Niki Lauda.

Wir haben uns übrigens besonders gefreut, Alain Prost nach all den Jahren wiederzusehen. Es war überhaupt für jede Formel-1-Fan-Generation etwas dabei: Jackie Stewart, eben Prost, Gerhard Berger oder Lewis Hamilton. Der französische Ex-Weltmeister Prost war nur einer von vielen, die wir das erste Mal im schwarzen Anzug statt im Rennoverall gesehen haben.

Ein paar Straßen weiter am Ballhausplatz wurde an diesem Donnerstag wieder einmal an der Regierungsschraube gedreht. Diesmal designierte der Bundespräsident eine neue Bundeskanzlerin, einen neuen Vizekanzler und einen neuen Außenminister. Bei der Angelobung der neuen Regierung nächste Woche wird es Hartwig Löger sein, der die turbulenten Tage am besten versinnbildlicht und den wildesten Ritt im Polit-Rollercoaster hingelegt hat: Vom Finanzminister in der Regierung Kurz I zum Vizekanzler der Regierung Kurz II zum vorübergehenden Bundeskanzler der Regierung Löger I zurück zum Privatmann Löger. Und das alles in nur zwei Wochen.

Zum Expertenkabinett des Vertrauens könnte man schon noch anmerken: Politiker mögen momentan keinen allzu guten Ruf haben, aber sie sind schon auch Experten, nämlich für das Regieren, das Verhandeln und Beschließen von Gesetzen und für alles, was damit zusammenhängt, damit so ein Staat läuft. Also eigentlich die ideale Besetzung für so eine Regierung. Und auch wenn Brigitte Bierlein formal die erste Bundeskanzlerin der Republik ist, soll das bitte nun nicht als erledigt abgehakt werden und als Argument für die nächsten Bundeskanzler-Jahrzehnte dienen. Hoffentlich kommt bald eine Bundeskanzlerin, die einer Regierung vorsteht, die auch etwas zu entscheiden hat.

Die neue Kanzlerin wäre übrigens Expertin darin, Gesetze auf den Weg zu bringen, die dann am Ende nicht vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben werden. Doch gerade diese Expertise darf sie nicht einbringen.

florian.asamer@diepresse.com

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