Hetzendorf: Ein Schloss voller Ideen

Modeschule. Kreativität, konzeptionelles Denken und Handwerk kommen zusammen.
Modeschule. Kreativität, konzeptionelles Denken und Handwerk kommen zusammen.(c) Beigestellt
  • Drucken

Seit 70 Jahren dreht sich im Schloss Hetzendorf alles um Mode. Ein Blick zurück und nach vorn.

Eine Kollektion aus Laura-Ashley-Stoffen samt Rüschen in den Kniekehlen. Wir haben alle zuerst die Stirn gerunzelt. Aber es war dann so perfekt und gut gemacht, dass auch Laura-­Ashley-Ablehner das gut gefunden haben“, erinnert sich Gerda Buxbaum, Doyenne der österreichischen Modetheorie und ehemalige Direktorin der Modeschule Hetzendorf, an die bisher berühmteste Absolventin: Lena Hoschek. Und natürlich wird es von der Designerin auch einige Stücke bei der Ausstellung im Zuge des 70-Jahr-Jubiläums der Schule geben. Aber nicht nur das. „Es war uns ein Anliegen, möglichst weit zurückzugehen und Exponate, Grafiken und Werke von frühen Absolventen zeigen zu können. Wir gehen zurück bis in die späten 1950er-Jahre“, erklärt Monika Kycelt, seit acht Jahren Direktorin der Schule.

Über den Tellerrand schauen. Begonnen hat alles noch früher. Und zwar mit der 1897 gegründeten „Kunstschule für Frauen und Mädchen“, die nach einigen Namensänderungen und Standortverlegungen 1946 im teilweise bombenbeschädigten Schloss Hetzendorf ihren jetzigen Standort fand. 1947 startete das erste Schuljahr an der „Modeschule der Stadt Wien im Schloss Hetzendorf“. Seitdem hat sich viel getan. Wichtige Impulse gab Gerda Buxbaum, die von 1999 bis 2009 als Direktorin an der Schule tätig war. „Ich habe natürlich darauf geschaut, dass ‚meine Schule‘, wie ich sie damals genannt habe, mehr Öffentlichkeit bekommt, und habe mich um externe Partner für Kooperationen gekümmert. Ob das Unilever war oder Billa“, erinnert sie sich. Mittlerweile bekommt Hetzendorf mehr Anfragen, als es Kooperationsmöglichkeiten und Projekte gibt, die umgesetzt werden können, weiß Kycelt. Aktuell ist etwa die Firma Leiner involviert, es wurden aber auch schon Talare für die Wiener Standesämter entworfen oder Uniformen für den Publikumsdienst der Stadthalle.

Ausstellungsstück. Neben vielen anderen Entwürfen sind auch Lena Hoscheks Skizzen zu sehen.
Ausstellungsstück. Neben vielen anderen Entwürfen sind auch Lena Hoscheks Skizzen zu sehen. (c) Beigestellt

Praxisbezug war Buxbaum nicht nur bei den Projekten wichtig, sondern auch bei der Neubesetzung von Lehrerstellen. „Für den Kunstbereich eben Künstler, egal ob Bildhauer oder Grafiker, und auch bei den Gegenständen wie Marketing Leute aus der Wirtschaft, die den Schülern mehr zu bieten haben.“ Ein besonderes Anliegen war es ihr, den Schülern offenes, konzeptionelles und gestalterisches Denken beizubringen und die fünf gestalterischen Bereiche aufzubrechen – an der Modeschule werden die Schwerpunkte Modedesign/Kleidermachen, Modell-Modisterei, Produktgestaltung Taschen, Accessoires oder Schuhe, Strickdesign und Textildesign angeboten. „Man muss etwas Neues erschaffen und darf nie jemanden anderen nachmachen. Am liebsten hätte ich alle Modezeitschriften verboten. Inspiration kann man auch von sich aus haben, von seiner Umgebung, wenn man sich die Leute auf der Straße anschaut.“ Aus diesem Ansatz heraus ist 2006 auch die Kooperation mit der Universität Linz für einen Bachelorstudiengang zustande gekommen, der allerdings 2013 beendet wurde und jetzt – auch zum Leidwesen Buxbaums – nur noch in Linz stattfindet. Eine internationale Ausrichtung und ein positives Image im Ausland erhielt die Schule zudem durch Kooperationen unter anderem mit Schulen in Japan, Frankreich, England oder Finnland. „Ich hab den Schülern immer gesagt: Fahrt raus, seht etwas, sitzt nicht nur hinter dem Ofen, nur so wächst man“, so Buxbaum.

Blick zurück. Die Mode ändert sich. Aber auch die Anforderungen an die Schüler.
Blick zurück. Die Mode ändert sich. Aber auch die Anforderungen an die Schüler. (c) Beigestellt

Modenachwuchs. 160 Schüler sind mittlerweile auf der Schule, durch eine gute Vorinformation und das Aufnahmeverfahren gibt es nur eine geringe Drop-out-Quote. „Die Schüler glauben nicht, dass das wie im TV bei den Modesendungen ist. Sie haben schon eine gute Vorstellung, worum es geht, wenn sie zu uns kommen“, erklärt Kycelt. Viele Absolventen bleiben danach der Branche treu, wobei man das auch weit gefasst sehen muss. „Da gibt es alles, vom Modedesigner bis hin zum Theater, von Handwerk über Grafik, Styling und Eventmanagement bis zum Kunst- und Kulturbereich“, so die Direktorin. Zu den bedeutendsten Absolventen zählen neben Hoschek Anita Aigner vom Label Schella Kann sowie Lena Krampf und Ida Steixner vom Label Meshit.

Mode hat Zukunft, auch in einem kleinen Land, in dem „sie in der Geschichte nie wirklich eine Chance gehabt hat“, so Buxbaum. Sie sieht die größten Möglichkeiten nicht in neuen Technologien, sondern im Wiederbeleben alter Handwerkskunst. „Wir brauchen jemanden wie Karl Lagerfeld, der viele vom Aussterben bedrohte Pariser Werkstätten unterstützt und damit gerettet hat.“ Ob Blaudruck oder Weberei, es gehe viel Know-how verloren: „Wenn sich da ein paar junge Leute zusammentun und diese intensiv verwenden würden, wäre das wahnsinnig wichtig. Auch für die Wertigkeit im Ausland.“

Tipp

„70 Jahre Modeschule Hetzendorf“. 1. bis 7. Dezember, 10 bis 18 Uhr. Modeschule ­Hetzendorf, Hetzendorfer Straße 79, 1120 Wien. Eintritt frei.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.