Silhouette und Perret Schaad: Auf Augenhöhe

Durchblick. ­Johanna Perret und Tutia Schaad haben für Silhouette eine Sonnenbrille entworfen.
Durchblick. ­Johanna Perret und Tutia Schaad haben für Silhouette eine Sonnenbrille entworfen.(c) Markus Schneeberger
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Das Designduo Perret Schaad hat für Silhouette die „Titan Minimal Art – The Icon“ neu interpretiert.

Gläser, Bügel, Steg. Das sind die Bausteine der „Titan Minimal Art – The Icon“, die als Herzstück des Linzer Brillenherstellers Silhouette gilt. Immerhin verbindet sie alles, wofür das Unternehmen steht: die Reduktion auf das Wesentliche und Tragekomfort durch Leichtigkeit. Dass drei Grundelemente trotzdem Hunderte Möglichkeiten bieten, zeigt die neue Designkooperation, in deren Rahmen Johanna Perret und Tutia Schaad vom Berliner Modelabel Perret Schaad das Kultmodell, das 1999 erstmals auf den Markt kam, neu interpretiert haben. Sie traten damit in die Fußstapfen der Modedesign-Kollegen Felder Felder, Wes Gordon und Arthur Arbesser. Und obwohl immer das gleiche Brillenmodell überarbeitet wird, könnten die Ergebnisse nicht unterschiedlicher sein.

Komplexe Schönheiten. „Wir haben immer an den Look gedacht. Eine coole Frau, die etwas Elegantes trägt, aber eben auch etwas sehr Innovatives“, erklärt Tutia Schaad nach der Show im Zuge der Berliner Modewoche. Hier wurde das neue Brillenmodell auch zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Einzigartig und stilvoll sollte ihre Version der „Timeless Minimal Art – The Icon“ sein, dabei aber auch die Werte ihres Modelabels – Urbanität und komplexe Schönheit – miteinbeziehen. Auch farblich orientierte man sich mit Kupfer und Orange-Blau, Messing mit Mint, Dunkelrot mit Grau und Gold mit Karamell an der aktuellen Kollektion. Das Spiel mit Farben, Materialien und Volumina gehört zur DNA des Labels. „Wir haben uns auch von der Geometrie inspirieren lassen. Ausgangspunkt war ein Sechseck. Von diesem wurden jede Linie und jeder Winkel Schritt für Schritt poliert und abgefeilt. Erst so konnte die richtige Proportion entstehen, das richtige Verhältnis zwischen kräftigen und leeren Bereichen“, erinnert sich Schaad. Im Zuge des Designprozesses hat das Design-Duo auch das Werk in Linz besucht und eng mit den Silhouette-Designern zusammengearbeitet. Dabei wurden den beiden alle technischen Möglichkeiten erklärt und das ganze Spektrum in Sachen Fräsen, Schneiden und Bedrucken vorgestellt. „Vor allem die Kombination aus Handwerk, Tragbarkeit und Ästhetik hat uns sehr beeindruckt“, berichtet Perret, die gern in fremde Ateliers blickt.

Inspiration. Geometrie, komplexe Schönheit, Urbanität und Tilda Swinton.
Inspiration. Geometrie, komplexe Schönheit, Urbanität und Tilda Swinton. (c) Markus Schneeberger

Auf einen grünen Zweig kamen die beiden Kooperationspartner diesmal schnell. „Es gab fünf, sechs verschiedene Varianten. Aber am Ende ist es dann fast so geworden wie die erste Skizze“, erinnert sich Roland Keplinger, Leiter des Bereichs Design Silhouette International. Er weiß aus Erfahrung, dass das auch ganz anders sein kann. „Wenn jemand mit ganz verrückten Ideen daherkommt, dann können wir möglicherweise nur ein Einzelstück anfertigen, aber natürlich steht bei uns schon ein Produktionsgedanke dahinter.“ Außergewöhnlich ist das Endprodukt trotzdem, weshalb die Produktion auch diesmal wieder knifflig wurde. Immerhin besticht die „Perret Schaad for Silhouette“-Sonnenbrille nicht nur durch eine sechseckige Form. Bestimmend für das Design ist das Wechselspiel aus matter Bedruckung mit der „Print on Lens“-Technologie und glänzenden Gläsern, damit der Effekt einer Brillenfassung entsteht, obwohl die Brille eigentlich rahmenlos ist. Außerdem wurden seitliche Cut-outs hinzugefügt, die für Dynamik und Leichtigkeit sorgen sollen.

„Die Produktion wurde auch extra für uns entwickelt und verfeinert“, freut sich Johanna Perret. Davon profitiert auch das Silhouette-Design-Team. Nicht nur die unterschiedliche Herangehensweise von klassischen Produktdesignern und Modedesignern ist spannend, sondern auch das Gehen neuer Wege, die Kooperationen wie diese erst möglich machen. „Ich sehe diese Zusammenarbeiten auch immer wieder als Art Trojanisches Pferd, weil wir uns da Kosten und Techniken erlauben können, die sonst in der normalen Produktion gar nicht möglich sind. Wir können uns dabei mehr austoben und neue Technologien hineinbringen“, sagt Keplinger.

Ausdrucksstark. Die „TMA – The Icon“, designt von Perret Schaad.
Ausdrucksstark. Die „TMA – The Icon“, designt von Perret Schaad. (c) Beigestellt

Millimeterarbeit. Als Produktdesigner gibt er bei diesen Kooperationen nicht nur Feedback zu den technischen Möglichkeiten, sondern auch, was die Passform betrifft, neben der Leichtigkeit immerhin eine der wichtigsten Anforderungen, die Silhouette an jede Brille stellt. „Wie groß und wie klein darf die Brille sein, wie müssen die Maße geändert werden, damit die Brille gut auf der Nase aufliegt und der Bügel nicht plötzlich aufsteht. Das sind viele Kleinigkeiten, die es dann letztendlich auch ausmachen“, so Keplinger. Dies hat auch Perret und Schaad nachhaltig beeindruckt, die für ihre anfänglichen Skizzen ein prominentes Gesichtsmodel hatten. Und zwar entstanden ihre Entwürfe rund um Schauspielerin Tilda Swinton, weshalb für die Produktion einiges geändert werden musste. Schaad dazu: „Die größte Herausforderung des Designs der Sonnenbrillen war, zu verstehen, wie jeder Millimeter die Proportionen verändern kann und damit den Tragekomfort sowie den Gesamteindruck der Brille beeinflusst.“

Die Autorin reiste auf Einladung von Silhouette nach Berlin.

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