Angela Hübel: Rätselhafte Fingerfertigkeit

Blickfang. Wie Zwischenfingerringe funktionieren, erkennt man nicht sofort.
Blickfang. Wie Zwischenfingerringe funktionieren, erkennt man nicht sofort.(c) Beigestellt
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Geradezu mysteriös winden sich Angela Hübels Ringe um Finger und durch Hände: Porträt einer Schmucktüftlerin.

„Am allerliebsten ist es mir, wenn jemand sich kurz fragen muss: Wie funktioniert denn das?“, sagt Angela Hübel, in München ansässige und international geradezu verehrte Schmuckdesignerin – beziehungsweise, in erster Linie: Ringgestalterin. Denn auf den Ring kam Hübel, Absolventin der Schmuckklasse an Münchens Kunstakademie, schon während ihres Studiums. Professor Hermann Jünger, der die Klasse leitete und den Hübel weiterhin verehrt, ließ seine Studenten damals nach einem klaren Grundsatz vorgehen: Arbeitet so lang an einem Thema, bis euch nichts mehr dazu einfällt. Und dann macht ihr noch ein bisschen weiter. Zwei Semester lang beschäftigte sich Hübel mit der Kugel, die sie zerlegte und über ihre Hand kreisen ließ, bis die Idee zu fragmentierten, wie frei schwebend wirkenden Zwischenfingerringen Gestalt annahm.

von hand. ­Angela Hübels Kreationen ­sollen vor allem tragbar sein.
von hand. ­Angela Hübels Kreationen ­sollen vor allem tragbar sein.(c) Beigestellt

Anatomisch richtig. „Im Grunde beherzige ich das Motto von Professor Jünger immer noch“, sagt Hübel bei einem Wien-Aufenthalt anlässlich der Einladung zu einem Werkstätten-Gespräch bei Juwelier Skrein (das nächste Kapitel folgt am 19. Oktober und wird „Fancy Diamonds“ gewidmet sein). „Denn ich arbeite ausgehend von Grundformen, die ich vor Langem entwickelt habe und die ich weiterführe und variiere.“ Da Bequemlichkeit, wie die Designerin betont, ihr wichtig sei, arbeitet sie stets ausgehend von der Anatomie der Hand und überlegt sich etwa genau, in welchem Winkel die Elemente zueinander zu stehen haben. Folglich adaptiert sie ihre Ringmodelle auch auf die Tragegewohnheiten: Ein Modell für die linke Hand ist anders konfiguriert (wenn man so will) als eines für die rechte. Diese Art der Unterscheidung gibt es selten – wenn sie überhaupt noch jemand macht –, entsprechend verwöhnt sind treue Hübel-Trägerinnen.

„Ich war nie daran interessiert, Unikate zu machen oder künstlerisch wirkende Kleinskulpturen, die sich weder tragen noch verkaufen lassen“, sagt Angela Hübel und lässt auch nicht unerwähnt, dass diese publikumswirksame Einstellung – vor allem der Punkt der Verkaufbarkeit – unter Akademie-Absolventinnen damals als „bäh!“ gegolten habe.

ausgewählt. Nur bei Skrein gibt es den Ring „Schatzinsel“ mit Paraïba-Turmalin.
ausgewählt. Nur bei Skrein gibt es den Ring „Schatzinsel“ mit Paraïba-Turmalin.(c) Beigestellt

Sichtbar für die Trägerin. Manche von Angela Hübels Ringen – besonders jene, die vier auf der Handoberfläche sichtbare Punkte aufweisen – erkennt man, solange kein Finger in ihnen steckt, nicht auf den ersten Blick als Ringe. Andere – etwa die hier abgebildete „Schatzinsel“ oder die frühen Zwischenfingerringe – werden von relativ gut als Ring verständlichen Objekten zu kleinen Rätseln, sobald man sie anlegt. Die Verspieltheit oder, wie eingangs angedeutet, Tüftelei geht aber nie auf Kosten der Tragbarkeit oder ansprechenden Ästhetik. Dass sie stets den Ring in den Mittelpunkt ihrer Arbeit gestellt hat, erklärt Angela Hübel übrigens auch mit einem nicht ganz selbstlosen Ansatz: „Der Ring ist ja das einzige Schmuckstück, das der Träger selbst ständig im Blickfeld hat.“

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