Wearable Technology: Wenn Mode schäumt

(c) Guenter Parth
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„Fashion & Technology“-Studierende der Kunstuniversität Linz denken über Materialien nach. Auch Schleim und Schaum sind nicht tabu.

Dass man bei „Wearable Technology“ nicht nur an blinkende, tutende und sonst was tuende Kleidungsstücke denken kann, gerät in Anbetracht dessen, was heute landläufig als „Wearables“ im Modekontext kursiert, oft in Vergessenheit. Seit drei Jahren überlegen sich Studierende der Kunstuniversität Linz im „Fashion & Technology“-Zweig, geleitet von Ute Ploier und Christiane Luible-Bär, jedoch andere, häufig überraschende Zugänge. Eine der Grundüberlegungen lautet: Das Innovative kann, muss einem Kleidungsstück nicht immer angesehen werden.

Die hier gezeigten Arbeiten von Studierenden des ersten Jahrgangs sind freilich auch auf der Ebene der Formgebung durchaus auffällig: Lautete die Aufgabenstellung doch, ein innovatives Material zu verarbeiten und bei der Gestaltung der Kleidungsstücke auf Eigenschaften desselben einzugehen. Zuckerbestreute Gummistangen, Gipspartikel, selbst angefertigter Schleim oder zwischen Plastikfolien gesprühter Schaum – die von den Studierenden verarbeitete Materialpalette eröffnete eine entsprechend große gestalterische Bandbreite. „Die Arbeiten, die in den vergangenen drei Jahren entstanden sind, helfen uns dabei, die Ansprüche des Studiengangs zu visualisieren, und sind wichtig für künftige Bewerber wie auch für das Gewinnen von Kooperationspartnern“, sagt Ute Ploier.

Schaumparty im Museum? So wurde auch das Technische Museum Wien (TMW) auf den „Fashion & Technology“-Zweig aufmerksam und regte eine Zusammenarbeit an. In den vergangenen zwei Semestern besuchten Studierende das Museum, bekamen Einblick in – durchaus auch historische – Beispiele „tragbarer Technologie“ (je nach Auslegung können dazu Taschenuhren oder Taschenmesser, ja sogar Faustkeile zählen) und sollten sich, dies ein Projekt für das Sommersemester, mit Objekten aus der Museumssammlung kritisch, humorvoll und jedenfalls kreativ auseinandersetzen.

„In unserer Sammlungstätigkeit distanzieren wir uns mittlerweile von Wearables, wie sie derzeit kommerziell vertrieben werden“, sagt die verantwortliche Sammlungsleiterin am TMW, Martina Griesser, und ergänzt: „Die Arbeiten der Studierenden aus Linz sind innovativ und stellen darum eine willkommene Alternative dar. Gerade das Nachdenken über die Materialentwicklung ist spannend, vieles ist nachhaltig geprägt. Auch durch den Lokalbezug unterscheiden sich die Arbeiten positiv vom meisten, das derzeit auf dem Markt erhältlich ist.“

Zum Höhepunkt kommt die Kooperation des Museums und der Kunstuniversität bei der Veranstaltungsreihe „Love Me Sensor“ Ende Mai: An zwei Abenden öffnet das Museum seine Tore für einen Performanceparcours, in neun Positionen erschließen sich Herangehensweisen an das Thema tragbarer Technologien. An zwei Stationen sind „Fashion & Technology“-Studierende am Werk. So wird das erstmals bei der Ars Electronica 2017 vorgestellte „Mobile Lab“ des Studiengangs gezeigt, und am 30. Mai erarbeiten die angehenden Designer in einem Live-Workshop das Bühnenoutfit von Chicks-on-Speed-Sängerin Alex Murray-Leslie. Diese hochtechnologische Kreation wird anschließend bei einer Liveperformance getestet. Ob es zur Schaumparty kommen wird?

Tipp

„Love me Sensor“. Un/tragbare Technologien zeigt das Technische Museum bei einem Performanceparcours am 29. und 30. Mai ab 18.30 Uhr. Tickets und Informationen auf:
www.technischesmuseum.at

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