Ein Goldherbst für die Börse

Gold wird wieder interessant. Die Notierungen gehen nach oben. Die Aktien von Goldminen vollziehen den Trend mit.
Gold wird wieder interessant. Die Notierungen gehen nach oben. Die Aktien von Goldminen vollziehen den Trend mit.(c) APA/AFP/ARNE DEDERT
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Der Sommer war an der Börse lau. Im Herbst sollten Anleger laut Sprichwort zurückkehren. Friktionsfrei wird er deshalb nicht zwingend. Mit Gold- und Bankaktien kann man ihm begegnen.

In geopolitisch heiklen Zeiten braucht es gar keinen Kim Jong-un, um Börsen durchzurütteln. Wenn der Gottseibeiuns der internationalen Politik dann aber doch selbst aktiv wird, ist Panik die logische Folge. So zu Beginn der abgelaufenen Woche, als der nordkoreanische Diktator eine Rakete über Japan hinweg- schoss. Die Indizes sackten ab Dienstag weltweit ab, der deutsche DAX fiel deutlich unter 12.000 Punkte. Dazu trug auch bei, dass der Euro am Dienstag über die Marke von 1,20 Dollar je Euro geklettert war, was einer Exportnation insofern schadet, als die Waren aus der Eurozone im Ausland teurer werden.

Seither hat der Euro wieder leicht an Stärke eingebüßt, und auch US-Präsident Donald Trump ließ sich vorige Woche nicht von Nordkorea provozieren. Die Anleger reagierten mit Kauflust, die Indizes machten ihre Verluste wett. Dennoch bleibt für die Monate Juni bis August eine schwache Börsenbilanz mit einigen Verlustprozenten in Europa. Selbst der zuletzt übermäßig starke ATX wies im Sommer gerade einmal gut drei Prozent Plus auf, ähnlich wie der amerikanische Dow Jones.

Darüber zu klagen wäre Jammern auf hohem Niveau, weil die Anleger bis zum Sommer verwöhnt worden sind.

Nun freilich könnten sie es schon bald wieder werden. Gemäß dem Börsenkalauer „Sell in May and go away, but remember to come back in September“ nämlich bricht die Zeit für die traditionelle Jahresendrallye an. Gewiss gibt es keine Garantie, dass sie eintritt. Dagegen spricht freilich vorerst auch nicht viel. Die Wirtschaft erholt sich, die deutsche Bundestagswahl birgt keine Überraschungen. Ungewisser ist, wie sich die Europäische Zentralbank, die am Donnerstag ihre Ratssitzung abhält, verhält, da ein weiteres Ansteigen des Euro verhindert und gleichzeitig die Anleihenkäufe gedrosselt werden sollen. In den USA muss bald der Haushalt beschlossen werden, womit Wahrheit über die Umsetzbarkeit von Trumps Plänen auf den Tisch kommt.

Vor diesem Hintergrund und angesichts des steigenden Goldpreises (siehe Artikel unten) erscheint ein Griff zu Goldminen-Aktien situationsgemäß.

Eine Branchengröße ist und bleibt die kanadische Barrick Gold (ISIN: CA0679011084), die nach mauen Monaten gerade eine Umkehrformation durchläuft. Der Widerstand bei 14 Euro hat sich als sehr stabil erwiesen, nun hat die Aktie wieder die 15-Euro-Marke übersprungen. Geht die Tendenz beim Goldpreis weiter, sollte das Ein-Jahres-Hoch von 19 Euro schaffbar sein. Der Konzern hat Schulden abgebaut und bei der Präsentation der Quartalszahlen Ende Juli die Pläne zum Produktionsvolumen im Gesamtjahr bestätigt.

Beim Konkurrenten Newmont Mining (ISIN: US6516391066) zeigt sich ein ähnliches Bild. Mit der Überschreitung der langfristigen Trendlinie wurde diese Woche ein Kaufsignal generiert. Zuvor Ende Juli, als der Goldpreis deutlich niedriger war, hatte Credit Suisse das Kursziel der Aktie, die derzeit mit 32,6 Euro gehandelt wird, auf 48,5 Dollar (umgerechnet 40,8 Euro) angehoben.

Vom Gold zum Geld: Analysten sind auch von diversen Bankaktien überzeugt. Etwa von der italienischen Unicredit Spa (ISIN: IT0005239360). Diese war ja im Zuge des Kollektivabsturzes des italienischen Bankensektors Ende Jänner von 26 auf zwölf Euro implodiert. Seither hat sie einiges wettgemacht und zwischendurch 18,3 Euro erreicht. Nach einem kurzen Rücksetzer ist sie jetzt für 17,3 Euro zu haben. Goldman Sachs hat das Kursziel leicht auf 22,5 Euro angehoben und das Papier auf der „Conviction Buy List“ belassen, weil die Ziele der Bank für 2019 nach Vorlage der Geschäftszahlen nun glaubwürdiger erschienen.

Auch der Osten steht nicht still. In Russland meldet sich die landesweit größte und staatliche Bank Sberbank(ISIN: US80585Y3080) zurück. Obwohl die Aktie binnen zweier Monate schon um über ein Viertel auf 11,5 Euro zugelegt hat, besteht noch Luft. Im ersten Halbjahr hat das Geldinstitut den Gewinn um ein Drittel auf 352,2 Mrd. Rubel (5,1 Mrd. Euro) gesteigert. Die Wirtschaft im Land und der Bankensektor erholen sich. Diese Woche haben mehrere russische und westliche Banken die Kaufempfehlung für die Aktie bestätigt. Die Ziele für den Kurs, der in Moskau mit 185 Rubel einen historischen Höchstwert erzielt hatte, wurden auf 222 bis 300 Rubel angehoben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2017)

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