Schallaböck: "Obdachlose sind sehr anspruchsvolle Patienten"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Wiener Ärztin Kerstin Schallaböck verdient ihr Geld auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Sie betreut Obdachlose und Strafgefangene. Und sie hat eine Privatpraxis, in der sie ihren Patienten die Falten wegspritzt.

Die Presse: Sie sind ärztliche Leiterin des Louise-Busses der Caritas (Anm: eine Einrichtung, die Obdachlose medizinisch kostenlos betreut), Sie machen seit vielen Jahren Nachtdienste in der Justizstrafanstalt Josefstadt, und Sie haben in Hietzing eine private Arztpraxis. Ein außergewöhnlicher Mix. Weshalb wollten Sie Ärztin werden?

Kerstin Schallaböck: Meine Eltern waren Lehrer, die ihren Beruf begeistert und mit viel Idealismus ausgeübt haben. Sie haben von mir immer erwartet, dass ich meine berufliche Entscheidung nicht von wirtschaftlichen Kriterien abhängig mache, sondern mir etwas suche, wofür ich brenne. Als ich mit dem Medizinstudium begann, wusste ich natürlich nicht, ob es das Richtige für mich sein würde. Aber als die Ausbildung praktisch wurde, war ich begeistert. Ich fand es faszinierend, dass man den Menschen mit den eigenen Händen helfen kann. Als Notärztin habe ich später erleben müssen, dass man etwa für einen Menschen, der gerade aus dem dritten Stock gesprungen ist, nichts mehr tun kann. Das waren furchtbare Erfahrungen. Auf der anderen Seite haben mich immer die wirklich extremen Situationen als Medizinerin gereizt. Ich wollte auch bei Ärzte ohne Grenzen arbeiten.

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