Gastbeitrag

Zeitungen, die ums Überleben kämpfen

Die „AZ“ wurde 1991 trotz prominenter Unterstützung eingestellt . Droht der „Wiener Zeitung“ ein ähnliches Schicksal?

Am 31. 10. 1991 erschien die letzte Nummer der „AZ“. Die nach „Wiener Zeitung“ und „Presse“ drittälteste Tageszeitung Österreichs verschwand von der Bildfläche. Zu Grabe getragen wurde eine besonders traditions- und einflussreiche politische Publikation, die bis 1989 als „Arbeiter-Zeitung“ hundert Jahre lang Zentralorgan der Sozialdemokratie in Österreich gewesen war, in der Ersten Republik mit der „Neuen Freien Presse“ geistig und kulturell einflussreichste Tageszeitung des Landes, weit über die Parteigrenzen hinaus anerkannt.

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Zu Grabe getragen wurde 1991 auch ein einmaliges Experiment: der Versuch, aus einer Parteizeitung ein privatisiertes, unabhängiges, dennoch von klaren Standpunkten geprägtes Blatt zu machen, ein täglich zu Papier gebrachter Protestschrei wider die Einengung der Medien- und Meinungsvielfalt in Österreich. Und der Versuch, eine ausschließlich von den Interessen seiner Leser abhängige Zeitung zu produzieren, nicht von jenen von Parteien oder anderen Geldgebern. Nach zweieinhalb Jahren war das Experiment gescheitert. Trotz des großen finanziellen Engagements privater Eigentümer (Hans Schmid, Hannes Pflaum, Günther Kerbler), trotz des Einsatzes von 2800 Lesern, die mehr als zwölf Millionen Schilling aufgebracht hatten, trotz der völligen Unabhängigkeit und Pluralität der Redaktion.

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